Die Zahl der gefälschten Medikamente ist rasant gestiegen. Damit verbunden sind gesundheitliche Risiken für die Bevölkerung.
Bis vor wenigen Jahren war die Problematik der gefälschten und nachgemachten Medikamente nur in Ländern ohne strenge Kontrollen bekannt, vor allem in Asien und Afrika. Dort fehlen entsprechende rechtliche Grundlagen und Kontrollinstanzen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass zehn bis 30 Prozent der Medikamente in diesen Ländern gefälscht sind.
Bereits im Jahre 2009 äußerte sich EU-Industriekommissar Günter Verheugen gegenüber der Zeitung „Die Welt“ zu den Medikamentenfälschungen in Europa: “Jede Fälschung von Medikamenten ist ein versuchter Massenmord.” Verheugen weist darauf hin, dass die Zahl der gefälschten Arzneimittel in Europa immer mehr steige. „Die EU-Kommission ist darüber äußerst besorgt“.
Auch in der Bundesrepublik Deutschland nehmen die Fälle von Mediakamentenfälschungen zu. Allein innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl der aufgedeckten Fälle um ein Dreifaches erhöht. „Die gesundheitlichen Risiken für die Bevölkerung sind enorm“, warnt deshalb Ulrike Holzgrabe, Pharma-Expertin und Professorin für pharmazeutische Chemie an der Uni Würzburg.
Bei den bislang hierzulande aufgedeckten Medikamentenfälschungen handelt es sich um folgende Präparate: Anabolika, Haarwuchspräparate, Potenzmittel und Schlankheitsmittel. Hinter jedem einzelnen aufgedeckten Fall stehen Tausende von verkauften Medikamenten. Das sei aber „sicher nur die Spitze des Eisbergs“, meint Michael Stein von der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPG). Deshalb ermitteln in diesen Fällen nun auch die Staatsanwaltschaft gegen Internet-Händler und Privatpersonen wegen Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz.
Durch die globale Vernetzung gibt es einen stetigen Zuwachs des illegalen Medikamentenhandels. Dieses zeigt sich zum einen im Internethandel, wo frei verkäufliche oder rezeptpflichtige Arzneimittel gekauft und nach Hause geliefert werden können. Zum anderen importieren vielfach Privatpersonen illegal Arzneimittel, die sie im Ausland als vermeintlich günstige Medikamente kaufen und dann später in Deutschland weiter verkaufen. Erst kürzlich ist ein „Viagra-Fall“ aus München aufgedeckt worden.
Darüber hinaus wurden im letzten Jahr noch weitere Fälle von vernachlässigter Medikamentensicherheit bekannt. Die hierzulande scheinbar seriösen Apotheken und Pharmagroßhändler haben gefälschte Präparate verkauft.
Etwa 100 Apotheken und zwei Großhändler sollen mit nicht zugelassenen oder gefälschten Krebsmedikamenten zwei Krankenkassen um einen Millionen-Betrag betrogen haben. Bislang ist noch ungeklärt, ob dadurch Patienten gesundheitlichen Risiken ausgesetzt waren.
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) sieht die Zunahme von Fälschungen in einer mangelhaften Kontrolle von Internetversendern. Der Preiskampf zwischen den Versandanbietern führt zu einem unkontrollierbaren Einkaufsverhalten bei Zwischenhändlern.
Verbände und Krankenkassen fordern nun mehr Transparenz über die Herkunft verwendeter Arzneimittel. Dieses solle auch für die Apotheken gelten.
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