Mount Everest – Medizin Thriller (6)

Der Wecker klingelt. Es ist früh am Morgen, sehr früh. Ich quäle mich aus den Federn. Nee, Federn sind es ja nicht, denn ich bin Allergiker. Heute steht mal wieder ein arbeitsreicher Tag an. Die OPs werden anstrengend. Doch meine Gedanken sind fest beim Chomolungma (Mount Everest). Und zwar so fest, dass ich nicht merke wie meine Füße über ein Stück Käse nach vorne gleiten. Ich stürze. Aua. Mal wieder auf einer alten am Boden liegenden Pizza ausgerutscht.

Das erinnert mich an frühere Zeiten. Damals, als ich noch jung, schön und dynamisch war. Na ja. Mein Unterarm schmerzt etwas. Wird schon nicht gebrochen sein. Das ist jetzt wirklich lächerlich. Ich ziehe mich an, kloppe mir schnell ein Frühstück rein, befördere die Kontaktlinsen in meine Glubscher und gehe nach draußen. Ich wohne in einer netten Kleinstadt in Vorarlberg/Österrreich. Ach, ich liebe meine Klinik, die Kollegen, die Schwestern und den Chef.

Die Tür fällt ins Schloß. Ich ahne es bereits: Der Schlüssel liegt noch in der Wohnung. Aber schließlich habe ich im Laufe der Jahre gelernt: Ein Zweitschlüssel befindet sich stets griffbereit unter einem Stein vor dem Haus. Ich muss zwangsläufig etwas lachen. Klar bin ich sportlich und bergtechnisch top vorbereitet, doch meine Schusseligkeit habe ich mir bewahrt. Natürlich nicht bei den Operationen, da habe ich mich im Griff.

Auf dem Glatteis vor der Haustür komme ich ins Straucheln. Ich bin viel zu schnell gerannt … Ich verliere mein Gleichgewicht und falle der Länge nach hin. Mein Bein. Doch leider rutsche ich immer weiter die abschüssige Straße herunter. Mein Hosenbodenfahrt beschleunigt sich erheblich. Unten an der Kreuzung kommt mir ein PKW entgegen. Wir nähern uns in wahnwitziger Geschwindigkeit. “Wahaaaaaa !!!”

Der Fahrer des Wagens scheint mich zu bemerken und bremst sofort ab, blendet auf. Mann ist das glatt hier! Ich schlittere und versuche das Schlimme zu vermeiden. Ich sause nun mit voller Wucht unter den Geländewagen … und bleibe unter dem Auspuff stecken. Die Sterne sind meine Zeugen. Es dämmert.

“Hajo, Hajo !!! Ist Dir was passiert?”

Es ist Maria, meine Freundin. Sie wollte mich abholen. Verzweifelt versucht sie mich unter dem Auspuff hervorzuziehen. Es ist sinnlos. Na, was soll ich sagen. Den Beginn des heutigen Arbeitstages habe ich mir etwas anders vorgestellt. Er wurde letztlich wie folgt beendet:

  • von der Feuerwehr aus Auspuff befreit worden
  • erstmal meine Freundin gebusserlt
  • Dusche
  • frische Hose angezogen, da alte völlig zerfetzt war
  • Schürfwunden versorgt
  • zu spät zur Arbeit gekommen
  • zur Sicherheit Überstunden gemacht
  • Abends kein Sport mehr gemacht, sondern eine Everest-CD angeschaut.
  • Den Monsterdoc-Chefarzt angerufen, ob er im April nicht mit aufs Dach der Welt kommen will …

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Artikel von: Monsterdoc

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