Kennen Sie die berühmten Kippbilder? Da sehen Sie z.B. das Bild einer alten Frau mit Hexengesicht. Schauen Sie sich das Bild länger und anders an, sehen Sie plötzlich eine aparte, junge Frau. Das Interessante an diesen Bildern ist, ob und wie schnell uns das “Umschalten” gelingt. Wenn wir uns erst einmal für eine Blickrichtung entschieden haben, ist es oft fast unmöglich das andere Bild zu sehen. Wir brauchen Zeit, Konzentration und gleichzeitig einen ruhigen, lockeren Blick mit entspannten Augenmuskeln, den sog. “weichen Blick”, um die andere Perspektive wahrzunehmen. Manche Menschen brauchen sogar hilfreiche Impulse von außen, um mehr zu sehen und Ihren Blickwinkel zu erweitern.
Genauso ist es bei zwischenmenschlichen Problemen und Konflikten. Wir sehen nur unsere Seite, meinen nur wir hätten recht, beharren auf unserem Standpunkt und verkrampfen innerlich beim verbissenen Kämpfen für das, was doch nun mal eindeutig “Sache ist”. Gerade deshalb kommen wir im Gespräch nicht weiter. Die Fronten verhärten sich und im Extremfall reagieren wir nicht mehr aus dem intelligenten Großhirn, sondern sehr archaisch aus dem stammesgeschichtlich viel älteren “Reptiliengehirn” bzw. Stammhirn heraus.
Wenn wir uns dagegen bewusst machen, dass unsere Sichtweise nur ein Ausschnitt der Wirklichkeit ist, dann weitet sich unser Blick auf die Situation. Wir können nun versuchen, unsere Wahrnehmung des Konflikts oder Beziehungsproblems durch die Blickrichtung des anderen zu ergänzen. Und wenn wir uns so “in die Schuhe des anderen stellen” verbreitert sich unsere Perspektive und wir können plötzlich fühlen, wie es sich in den Schuhen des anderen läuft. Auf einmal erkennen wir: “Wenn man es so betrachtet, dann sieht die Situation ja ganz anders aus.” Ein Klärungsgespräch wird nun anders verlaufen, vor allem wenn auch der andere bereit ist, einen Perspektivenwechsel vorzunehmen und seine Sichtweise zu erweitern. Dann gibt es plötzlich deine Wahrnehmung, meine Wahrnehmung und die Wahrnehmung, wie es wirklich ist. Wir schauen uns unsere verschiedenen Landkarten(Sichtweisen) der Realität an, bereichern und ergänzen uns damit gegenseitig und bleiben demütig in Bezug auf das Gebiet (objektive Wahrheit).
Übung:
Gehen Sie auf