Thorsten Freyer / pixelio
Internetsüchtige sind häufig auch depressiv. Das haben Forscher der Universität Leeds um Catriona Morrison herausgefunden. In einer anonymen Internetbefragung testeten die Wissenschaftler zum Einen, wie viele der befragten Nutzer als internetsüchtig einzustufen sind. Zum anderen prüften sie, wie viele der Süchtigen depressiv waren.
An Morrisons Studie hatten 1319 Internetnutzer im Alter zwischen 16 und 51 Jahren teilgenommen. Von diesen wurden 1,2 Prozent als internetsüchtig bezeichnet. Es fiel auf, dass bei den Süchtigen häufiger depressive Tendenzen oder Depressionen erkennbar waren als bei den übrigen Befragten.
Die Studie ließ keinen Schluss darauf zu, ob die exzessive Nutzung des Internets Depressionen direkt verursacht. Denkbar wäre, dass depressive Menschen sich häufiger ins Internet zurückziehen, um sich von ihren negativen Gefühlen im „realen Leben“ abzulenken. „ We don’t know is which comes first – are depressed people drawn to the internet or does the internet cause depression?”, sagt Morrison. Eine exzessive Nutzung des Internets sei aber auf jeden Fall ein Warnsignal für depressive Tendenzen.
Die Studie zeigte außerdem, dass vor allem junge Nutzer süchtig werden. Das Durchschnittsalter der Internetsüchtigen lag bei 21 Jahren. Mehr Männer als Frauen sind betroffen. Dies bestätigt vergangene Untersuchungen zum Thema Internetsucht. Anders als Morrison schätzen viele Forscher den Anteil der Süchtigen aber höher ein: Die Angaben reichen bis zu zehn Prozent.
Taiwanische Forscher um Chih-Hung Ko hatten bereits in einer Langzeituntersuchung an 2.293 Siebtklässlern den Zusammenhang zwischen Internetsucht und psychiatrischen Störungen nachgewiesen. Sie zeigten, dass Jugendliche mit ADHS, „feindlichem Verhalten“ (Hostility), Depressionen und sozialen Ängsten deutlich stärker gefährdet waren, eine Internetsucht zu entwickeln. In diesem Fall hatten Depressionen und andere Störungen die Jugendlichen anfällig für die Sucht gemacht.
Bekannt ist, dass sich Süchtige schnell in einer „Suchtspirale“ verfangen. Sie ziehen sich in Welten von Online-Spielen oder virtuelle soziale Netzwerke zurück, um sich von ihren Sorgen abzulenken. Als Folge vernachlässigen sie ihr Leben immer mehr, so dass sie neue Probleme heraufbeschwören. Je stärker ihre sozialen Kontakt bröckeln, desto mehr gehen die Online-Süchtigen schließlich in ihrer Netz-Identität auf.
Es empfiehlt sich, frühzeitig professionelle Hilfe anzunehmen. Örtliche Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen sind mögliche Ansprechpartner, ebenso Psychotherapeuten.
Univeristy of Leeds: Excessive internet use is linked to depression
Deutsches Ärzteblatt: Internet-Süchtige häufig depressiv
Deutsches Ärzteblatt: Psychische Probleme machen Jugendliche internetsüchtig
Beratungsstellen für Online-Sucht (Beispiele)
Stiftung Medien- und Onlinesucht
return, Fachstelle für exzessiven Medienkonsum