Ich hatte kürzlich die wenig erfreuliche Gelegenheit, im Krankenhaus zusätzlich zu meiner Perspektive als Ärztin auch mal die Sicht des Patienten kennenzulernen, wenn auch nicht direkt am eigenen Leib. In der kommenden Zeit werde ich einige Defizite darstellen, die sich meiner Meinung nach recht einfach abstellen ließen.
Was interessiert Patienten, die im Krankenhaus liegen, am meisten? Klar, dass sie wieder gesund werden. Wenn eine mögliche Krise aber erst einmal überwunden ist, dann ist das Top-Thema in den Patientenzimmern: „Was gibt’s heute zum Essen?“
Meist ist die Antwort darauf eher ernüchternd: Zum Frühstück gibt es zwei Scheiben leicht altbackenes Toastbrot mit (immerhin) einem Päckchen Butter und viel zu zuckriger Konfitüre, dazu den obligatorischen Blümchenkaffee; zum Mittagessen trockenen Schweinebraten mit pappigem Kartoffelpüree aus der Tüte und „Bratensoße“ aus Instantpulver, mit viel Glück erhält man dazu ein wenig matschig-verkochten Blumenkohl; zum Abendessen dann erhält der hoffnungsfrohe Patient ein bis zwei Scheiben Graubrot, wieder mit Butter, aber statt mit Konfitüre gibt es leicht gammelige Dauerwurst und an den Rändern angetrockneten Scheibenkäse, außerdem eine Tasse dünnen Hagebutten- oder Fencheltee – eine schöne Abwechselung zum faden Medium-Mineralwasser, das die Patienten über den Tag in sich hineinschütten, falls die Verwandten nicht guten Eckes-Traubensaft mitbringen.
Ist dies das richtige Essen, um – zum Beispiel nach einer Operation – wieder auf die Beine zu kommen? Im privaten Umkreis habe ich selbst einen Menschen erlebt, der nach einem sechswöchigen Krankenhausaufenthalt mit über 5 Kilo weniger und gierig nach allem, was irgendwie auch nur frisch aussah, nach Hause kam.
Ist frisches Obst und Gemüse denn tatsächlich soviel teurer als der Fertigmampf? Wer braucht denn gesunde Nahrung dringender als Menschen in Rekonvaleszenz oder unter einer belastenden Therapie (man denke nur an Chemotherapie)?
Und mal ganz davon abgesehen: Im in der Regel doch recht langweiligen, eintönigen Krankenhausalltag sind die Mahlzeiten außer Visite und Verwandtenbesuch die einzige Abwechslung.
Natürlich gibt es auch löbliche Ausnahmen, aber in vielen Krankenhäusern sind so manche Mahlzeiten, das ist mein persönlicher Eindruck, unangenehmer als dreimal Zugang-Legen.
(Melanie)