Wacker kämpfen wir uns den Hang hinunter. Das Thermometer an der Bergstation hatte zwölf Grad Minus angezeigt. Der Schnee ist entweder pulverig trocken, zwischendurch aber gibt es immer wieder tückische Eisplatten, auf denen wir vorsichtig entlangrutschen – und einmal lande ich kopfüber im Tiefschnee.
Rachel ergeht es nicht besser. Aber sie nimmt es mit Humor.
Am unteren Ende der Piste steht eine Skihütte.
“Ich glaube, wir haben uns einen heißen Kakao verdient!” sage ich, “Ich lade Dich ein!”
Rachel ist einverstanden. Wir sind ganz froh, unsere Ski abschnallen zu können und treten ein.
Drinnen schallt uns der übliche Skihütten-Soundtrack entgegen.
Die Leute am Nebentisch trinken ein gefährlich aussehendes feuerrotes Getränk.
“Was ist denn das?” fragt Rachel.
Also gut, probieren geht über studieren. Das Zeug schmeckt gut, und nach zwei oder drei davon machen wir uns – leicht schwankend wieder auf die Piste.
Na, vielleicht wird das ja doch noch ein ganz netter Urlaub werden, denke ich mir.
Zwei Minuten später muss ich diese Aussage revidieren.
Ich ziehe gemächlich meine Bahnen, als plötzlich ein Typ herangeschossen kommt – Ferrari gegen Kleinwagen – und ehe ich genau kapiere, was passiert ist liegen wir beide im Schnee.
Er hat sich schneller wieder aufgerappelt.
“Alles Okay, Kumpel?”
Nicht direkt, will ich sagen, aber da ist er schon wieder auf und davon.
Und dann steht Rachel neben mir.
“Irgendwas passiert?”
Mein rechtes Knie und das zugehörige Sprunggelenk tun höllisch weh.
“Nicht der Rede wert!” presse ich unter Schmerzen hervor.
“Du musst zum Arzt!” sagt Rachel.
“Nicht nötig, bin selber einer.”
“Keine Widerrede! Du hast schließlich keinen Röntgenblick!”
Dr. Goldschneiders Praxis für Orthopädie und Unfallchirurgie liegt ganz praktisch gleich bei der Talstation. Vom Pistenende aus braucht man kaum hundert Meter weit zu humpeln.
Am Empfang stehen zwei blonde Hostessen mit maledivensonnengebräunter Haut und makellos weißen Zähnen.
“Herzlich Willkommen!” flötet die eine, “Wir nehmen alle Kreditkarten, Reiseschecks, Bargeld oder Bankkarte. Aber keine Krankenkassenkarten. Damit sind Sie doch einverstanden, oder?”
Was soll man auf so eine Frage antworten?
Rachel und ich nehmen im Wartezimmer auf Designerstühlchen Platz.
Auf dem Designertischchen liegen keine Gesundheitspostillen sondern Hochglanzmagazine und in der Ecke blubbert eine Designer-Espressomaschine vor sich hin, zur freien Bedienung.