Wenn der Axolotl plötzlich in aller Munde ist

Das bislang einzig Positive, was man dem zusammenkopierten Metaphern-Amalgam von Helene Hegemann abgewinnen kann, steht heute in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zu lesen:

“Der Debütroman Axolotl Roadkill von Helene Hegemann hat nicht nur Debatten über geistiges Eigentum angestoßen, sondern zugleich einer bisher nur in Lurchenfankreisen bekannten Tierart zu neuer Aufmerksamkeit verholfen: dem mexikanischen Schwanzlurchen Axolotl, der niemals dem Larvenstadium entwächst und dessen Gliedmaßen und innere Organe regenerationsfähig sind.”

Na, immerhin. Schon bevor das Pseudo-Skandälchen um die 18-jährige, äh, Autorin, hochkochte, war eine der meist gestellten Fragen: “Kann mir jemand in einem kurzen Satz sagen, woher der beknackte Titel kommt?”

Gewiss: “Wie in der ZDF-Sendung Die Vorleser erklärt wird, ist der Axolotl ein Schwanzlurch, der sich auch in der Geschlechtsreife nie über das Larvenstadium hinaus entwickelt, also quasi nie erwachsen wird. Roadkill bezeichnet angefahrene Tiere, die auf oder am Rand von Landstrassen oder Autobahnen liegend verenden oder verendet sind.  Axolotl Roadkill hört sich aber besser an als ,Peter Pan ist angefahrn’, oder?”

Wie man’s nimmt. Jedenfalls ist die titelgebende Amphibie deutlich interessanter als das aus vielen Versatzstücken zusammengetragene Büchlein:

“Deutsche Amphibienfans haben die Tiere aus der Familie der Querzahnmolche lange vor Helene Hegemann entdeckt. Seit das Fernsehen die glubbrigen Wesen vor zwei Jahren in einer Heimtiersendung vorstellte, sei das Interesse kontinuierlich gestiegen, bestätigen die Betreiber des wichtigsten Internetforums http://www.axolotl-online.de/sowie einer der wenigen Händler, der in Niedersachsen ansässig ist.
Aber auch der jüngst erschienene Roman mache sich in Form gestiegener Nachfrage bemerkbar, sagt die Moderatorin des Forums, Nacira Richi, die selbst auch Axolotl züchtet und – wie in der Branche üblich – wasserdicht verpackt per Post versendet.”

Ein nettes Beispiel dafür, wie Kultur die Wissenschaft befruchten kann – und umgekehrt. So berichtet der Planckton-Blog aktuell von der Tagung der amerikanischen „National Academy of Sciences”. Dort wurde unter anderem das Programm “Science and Entertaining Exchange” vorgestellt:

“Das Konzept ist einfach: Plant Hollywood einen Science-Fiction-Blockbuster, rufen die Filmemacher bei der Akademie an – und diese vermittelt einen Experten. Dieser berät dann den Regisseur, wie groß etwa außerirdische Riesenkäfer auf fremden Planeten theoretisch werden dürfen, oder zeigt den Schauspielern, ein Reagenzglas richtig zu halten. So geschehen beim Film Watchmen“.

Der amerikanische Physiker Sidney Perkowitz hat Bücher darüber geschrieben, welchen Einfluss Filme und Bücher haben. Eines seiner Lieblingsbeispiele ist der Film „Jurassic Park”, heißt es in dem Beitrag weiter:

“Die Geschichte ist bekannt: Forscher finden die DNA von Dinosauriern, klonen sie und züchten in Froscheiern einen ganzen Zoo voller Urechsen nach. Die Geschichte mag zweifelhaft sein, der Film habe aber etwas Außergewöhnliches geleistet. Das Wort ,Gen’ war plötzlich in aller Munde. Ein ähnliches Phänomen sei das Buch Von der Erde zum Mond von Jules Verne gewesen. Laut Perkowitz wurde eine ganze Generation davon beeinflusst. Und am Ende stand bei vielen der Wunsch: Ich will Physiker werden!”

Prima. Das erinnert uns zum Beispiel an die “Super Heroes Science Exhibition”, über die sogar der Skeptical Inquirer ausführlich berichtet hat. Oder an die Initiative “Cinema and Science”. Und an zahlreiche weitere Seiten, die sich für die Popularisierung von Wissenschaft engagieren:

Zum Weiterlesen:

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *