Der Postbote in unserer Behringstraße hatte in letzter Zeit so einiges zu schleppen. Am 15.1. war Einsendeschluss für den Publizistik-Preis, und je näher der Termin rückte, desto größer die tägliche Briefkasten-Ladung. Jetzt liegen vor uns: 35 Zeitschriftenartikel, 28 TV-Produktionen, 19 Zeitungsartikel, 18 Radiosendungen, 16 Bücher und 7 Multimedia-Angebote, ein jedes feinsäuberlich verpackt und mit unseren – zugegeben stark formalisierten – Papieren begleitet. Schon auf den ersten Blick schaut dies alles sehr erfreulich aus, wie auch schon jeweils in den Jahren zuvor: Vielversprechende Arbeiten sind wieder dabei, daran habe ich keinen Zweifel. Das Lesen, Anschauen, Anhören und Durchklicken – unsere Beschäftigung der nächsten Wochen – verspricht also ein schöner Job zu werden. Allerdings immer auch zeitraubend.
Aber wer sind eigentlich „wir“? Wer juriert den Publizistik-Preis?
Weil es ja darum geht, die Einsendungen aus zwei verschiedenen Blickwinkeln unter die Lupe zu nehmen – medizinisch wie auch sprachlich-journalistisch – haben wir auch die Jury bunt zusammengesetzt: aus Medizinern und Publizisten.
Ein ärztliches Votum bekommen wir zum Beispiel von meiner Kollegin Dr. med. Jessica Hinteregger-Männel. Sie ist als Allgemeinmedizinerin in Düsseldorf niedergelassen und beschäftigt sich besonders mit Osteopathie und Naturheilverfahren. Fit ist sie aber auch in wirtschaftlichen Themen sowie beim Publizieren selbst: Sie hat lange in einer Unternehmensberatung gearbeitet und ist nebenbei Buchautorin und freie Journalistin. Frau Dr. Hinteregger-Männel sitzt übrigens auch der Fördergemeinschaft der Stiftung Gesundheit vor.
Unser zweiter Mediziner ist Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann. Mit ihm haben wir zugleich in Doppelqualifikation einen Ökonom an Bord. Obermann wacht als Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit regelmäßig über unsere Studien. Wenn er denn mal in Deutschland ist – denn er ist ein wahrer Globetrotter, zuletzt standen Nepal und Khatar, Vietnam und Tansania auf seinem Reiseplan: Sein Job ist, weltweit Regierungen in Fragen des Gesundheitswesens zu beraten.
Und dann beäugen noch vier Journalisten die Einsendungen kritisch: Zum einen Elisabeth Schuster und die Wissen.de-Ressortleiterin Barbara Steiger. Zum anderen zwei Gesichter aus unseren eigenen Reihen: Stiftung Gesundheit-Vorstand Dr. Peter Müller, der selbst seit 25 Jahren Medizinjournalist ist, sowie Verena Wenz, die unsere Veranstaltungen und damit auch die Publizistik-Preis-Vergabe managt. Auch sie ist gelernte Medizin-Redakteurin.
Und ich selbst? Als Vorsitzender des medizinischen Beirats der Stiftung darf ich die Jury leiten – wie auch schon in den letzten Jahren. Ich bin Facharzt für Chirurgie und Gefäßchirurgie in Hamburg, komme also auch aus der ärztlichen Zunft und werfe medizinisches Fachwissen in den Topf.
Mehrfach schon hatten wir in den vergangenen Jahren dann aber obendrein den Fall, dass zwei, manchmal drei hervorragende Arbeiten zugleich nicht nur preiswürdig waren, sondern mehr noch, die Juroren lange und intensiv diskutierten. Ein oder mehrere Juroren argumentierten hartnäckig für ihre jeweiligen Favoriten. Wir hatten in diesen Fällen dann noch ein, zwei weitere Gutachter um ihr Votum gebeten; Gutachter, die wir entsprechend der Sujets jeweils aktuell ausgewählt hatten. Die Jury wird also möglicherweise – wenn’s wieder knapp wird bei der Entscheidung, kurz vor Schluss noch verstärkt werden.
Vielleicht klingt es ja ein bisserl durch: Die ganze Sache ist leider sehr zeitaufwändig. Macht aber auch sehr viel Spaß.