Zweiklassenmedizin? Nee! Vierklassenmedizin. Haben wir doch längst. Oder nicht?

Der Herr Professor lehnt sich in seinem Chefsessel zurück, verschränkt die Hände vor seinem Bauch und lächelt.
Der Patient auf dem Stühlchen vor ihm lächelt nicht.
“Also, Herr Meiermüllerschulze,” beginnt der Herr Professor, “Jetzt hören Sie mal ganz genau zu. Sie wollen sich operieren lassen. Und das ist richtig, denn wenn Sie das nicht tun, dann werden Sie dieses Krankenhaus nächste Woche mit den Füßen voran in einer Kiste verlassen. Ist halt so.”
Der Herr Professor macht eine bedeutungsschwere Pause und lächelt noch breiter.
“Und? werden Sie mich operieren?” fragt der Patient.
Der Herr Professor hört auf zu lächeln. Sein Gesicht wird ernst.
“Das ist so eine Sache. Man kann schließlich nicht jeden operieren. Man muß da Prioritäten setzen. An erster Stelle kommen die Patienten, die Geld haben. An zweiter Stelle die Spitzenpolitiker. An dritter Stelle die Privatpatienten. Und dann die Anderen. Das verstehen Sie doch, oder?”
Der Patient schaut zu Boden.
“Das verstehen Sie doch, oder?” wiederholt der Herr Professor etwas eindringlicher.
Der Patient nickt.
“Und?”
Der Patient schüttelt den Kopf.
“Ich bin… ganz normal gesetzlich versichert….”
Der Herr Professor sagt nichts.
Er seufzt.
“Sie haben gehört, was ich gesagt habe?”
Ein paar Tage später wechselt ein dezenter Briefumschlag den Besitzer.
Nein, die Szene stammt nicht aus einem billigen Krimi. Und auch nicht aus Spelunkistan. Sie soll sich wirklich so ähnlich zugetragen haben, mitten in Deutschland, vor noch gar nicht allzu langer Zeit.
Dummerweise ist der Herr Professor aufgeflogen. Und vielleicht sitzt er bald im Knast. Vielleicht hat er auch einen guten Anwalt, wer weiß.

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