“Heroin als Medikament?”
Schwester Paula schüttelt den Kopf.
“Sagte ich doch. Hier in Deutschland allerdings nur zur Behandlung von Drogenabhängigkeit…”
“Heroin für Drogenabhängige? Das ist doch fast so, als wenn die AOK eine Kneipe aufmacht mit Freibier für alle Alkoholiker…”
“Nun ja, nicht ganz…”
Ich trinke an meiner Tasse Krankenhauskaffeeplörre und verziehe angewidert den Mund.
“…das muss man sich so vorstellen…”
Kalle stopft sich ein Stück Kuchen in den Mund.
“Wisst Ihr was?” fragt er kauend, “Ich wünsche mir, dass man Heroin demnächst im Supermarkt kaufen kann. Für zwei Euro fünfzig das Päckchen.”
Jenny grinst.
“Cool!” sagt sie.
Schwester Paula hingegen starrt ihn mit großen Augen an.
“Sind Sie jetzt völlig verrückt, Herr Doktor?”
Kalle schüttelt den Kopf und klopft sich die Krümel vom Kittel.
“Nee. Ich habe da nur meine Theorien.”
“Und die wären?”
“Theorie eins: An Alkohol und Nikotin bringen mehr Leute um als Heroin. Und trotzdem sind die ersteren beiden Drogen legal.”
“Genau! Und deswegen sollte man sie auch am besten verbieten, weil..”
Kalle schüttelt erneut den Kopf.
“Theorie zwei. Verbote haben noch niemanden wirklich davon abgehalten, sich das Zeug zu besorgen. Wer etwas haben will, der kriegt es. Egal ob auf legalem oder nicht legalem Weg.”
“Aber die Kriminalität…”
“Theorie drei: Wenn man Heroin im Supermarkt für zwei Euro fünfzig kaufen kann, wird die ganze Sache für die Mafia und alle anderen Gangster plötzlich uninteressant. Und auch die Junkies selbst brauchen weder mein Auto zu knacken noch in meine Wohnung einzubrechen um ihre Sucht zu finanzieren…”
“Und was passiert mit den Abhängigen selbst? Gesünder werden die nicht!”
“O doch! Es gibt zumindest keinen Anlass mehr, sich mit verdreckten Spritzbestecken alle möglichen Infektionen zuzuziehen. Und abgesehen davon glaube ich an das Recht eines jeden Menschen, unvernünftig zu handeln und mit dem eigenen Körper anzustellen, was man will. Sofern man keinen anderen schädigt dabei.”