Endlich, meine Augen sind von alleine aufgegangen, und habe meine Dienste der letzten Tage überstanden. Irgendwie blöd getauscht und übernommen, und plötzlich hatte ich in 1,5 Wochen mehr Dienste gemacht als normalerweise in einem ganzen Monat. Und gestern haben die Allgemeinchirurgen pünktlich um 22 Uhr die Notfälle ausgepackt, die schon seit dem Vortag auf einen OP-Termin warten. Jetzt nur noch 2 Dienste und der Monat ist geschafft. Nur an der Abrechnung wird man das wohl kaum merken… 50 Euro netto, oder so 🙁
Nachdem ich beim Monsterdoc, Medizynicus und jetzt auch beim Intensivling über Essverhalten informiert wurde, dachte ich, ich schreibe mal über den Ablauf der Nahrungsaufnahme eines Anästhesisten, am Beispiel von mir, gestern, Arbeitszeit 07:30 bis 07:30.
07:00 noch zu hause, eine Tasse Kaffee und ein Glas Ovomaltine
07:30 Arbeitsbeginn, Kaffee muss warten, Patient ist schon da
07:59 Einleitung beendet, gelagert und warten auf Chirurgen
08:23 Chirurgen kommen, haben noch ausgiebig gefrühstückt
09:00 Schnitt, OP läuft, würde mich von der Pflege gerne auslösen lassen, Pflege aber erst 1 Woche in der Anästhesie, bleibe lieber selber sitzen
10:34 Chirurgen sitzen zusammen, Essen und trinken, während ich ausleite und zum Aufwachraum fahre
10:40 auf dem Rückweg zum Saal, es wird gedrängelt, ich solle endlich einleiten, damit es weitergeht.
–wiederholt sich bis 15:30–
15:31 komme an der Küche vorbei, Wasserkisten sind leer, präoperatives Defizit ausgeprägt
15:32 zurück im Saal
20:30 Rolle auf irgendeiner unfallchirurgischen Station vorbei und frage nach ob es Probleme mit Schmerzpumpen gibt, es gibt leider keine, aber es gibt ein übriggebliebenes Patientenessen, setze leidenden Blick auf, bettele, bekomme 2 Scheiben Brot, Wurst und Käse, während ich herunterschlinge, kommt ältere Schwester vorbei und kommentiert ungefähr so: “Sonst im 5-Sterne-Restaurant essen und hier den armen Patienten die Mahlzeit wegnehmen.”
20:35 zurück im Saal, Wasser gibt es noch immer keines, Kaffee ist leer
00:56 mir wird schwindlig, Wasser aus dem Wasserhahn muss herhalten, ich habe Angst vor Keimen
02:11 ich liege im Bett, Magen knurrt
03:01 ein kleiner Wurm steht an, finde trockene Kekse in der Küche, blicke mich um und stecke sie schnell ein
04:33 liege wieder im Bett
07:15 Wecker klingelt, Übergabe und ab nach hause
07:51 komme heim, falle ins Bett
13:30 öffne meine Augen, mein Magen knurrt, Wasserkisten auch hier leer
14:25 lese Blogs, esse meine Frosta-Pfanne und schreibe schnell einen Artikel über Essverhalten
Nehme mir vor, das nächste Mal etwas zu Essen mitzunehmen, mal wieder.