“Mit der Bemerkung heute früh hast Du Dir ja nicht unbedingt Freunde gemacht!” sage ich und grinse.
Kalle nimmt einen tiefen Schluck aus dem Bierglas.
“Viel Feinde, viel Ehr!” sagt er.
In der letzten Zeit kommt es immer häufiger vor, dass Kalle und ich ein Bier trinken gehen. Vor allem dann, wenn Martin Dienst hat. Einmal haben wir sogar mit verstellter Stimme im Krankenhaus angerufen, den diensthabenden Arzt verlangt und einen Zugang angekündigt. Martin weiß bis heute nicht, warum der Zeh-Zwo intoxikierte Alkoholiker nicht zur Entgiftung aufgekreuzt ist. Aber wir fanden es tierisch lustig.
“Glaubst Du denn, dass bei dem Streik etwas für uns herumkommt?”
“Glaubst Du an den Osterhasen?”
Ich trinke mein Glas aus und bestelle ein Neues.
“Was wird denn aus Deiner Oberarztstelle?” frage ich, um das Thema zu wechseln.
Kalle seufzt.
“Der Chef hatte heute erst wieder ein langes Gespräch mit der Verwaltung. Aber die mauern. Haben etwas von Restrukturierung erzählt und geheimnisvolle Andeutungen gemacht.”
“Geheimnisvolle Andeutungen? Worüber?”
“Irgendwas ist da im Busch. Keine Ahnung, was. Der Chef hat sich auch nichts zusammenreimen können. Angeblich soll es in den nächsten Tagen eine große Mitarbeiterinformation geben. Aber noch sei alles nicht spruchreif.”
“Und? Gut oder schlecht für uns?”
“Wenn die Verwaltung irgendwas plant, kann es nichts Gutes sein. Ich habe da meine Erfahrungen!”