Der Raum ist abgedunkelt, der Referent spricht mit sonorer Stimme und mein Magen knurrt immer lauter.
Endlich.
Letztes Dia.
Blick in die Runde.
“Gibt es noch Fragen?”
Gibt es natürlich. Irgendsoein Schlaumeier will dem verehrten Publikum zeigen, dass er es viel besser weiß. Der Referent rechtfertigt sich und dann gibt es noch zwei oder drei Dösbaddel, die vom Vortrag noch weniger kapiert haben als ich und furchtbar dämliche Verständnisfragen stellen. Läßt sich zum Glück alles schnell richtigstellen.
Und dann tritt die schicke Businesslady nach vorn, bedankt sich bei dem Referenten und… läd uns im Namen der Firma zu einem kleinen Imbiss ein.
Der kleine Imbiss besteht aus vier Gängen und dazu gibt es leckere Weinchen, weiß zur Vorspeise und rot zum Hauptgang.
Links neben mir sitzt Kalle und gegenüber irgendwelche Hausärzte, einer von denen will dem Kalle recht penetrant seine Praxis aufschwatzen.
“Sie sind doch Facharzt. Sie wollen doch sicher nicht Ihr Leben lang im Krankenhaus bleiben, oder?”
Kalle lächelt und zieht sich mit ein paar nichtssagenden Floskeln aus der Affäre.
Nach dem Hauptgang legt er mir verschwörerisch die Hand auf die Schulter.
“Es gibt Neuigkeiten!” sagt er, “erzähle ich Dir demnächst mal unter vier Augen!”
Dann steht er auf und verabschiedet sich. Überhaupt wird es ziemlich leer im Saal. Die Bedienung füllt mein Weinglas wieder auf und der Nachtisch ist lecker und ich kann mir sogar noch Kalles Portion unter den Nagel reißen.
“Möchten Sie noch etwas? Einen Kaffee? Oder einen Cognac?”
“Oh ja, gerne! Ähem… Beides bitte!”
Als ich von meinem Eisbecher aufschaue, schaue ich in die Augen der Businesslady.
Sie lächelt.
Wenn man sich das strenge Businesskostüm wegdenkt, muss sie weit jünger sein als anfangs geschätzt.
“Hallo!” sage ich. Mehr fällt mir nicht ein.
“Hat Ihnen der Vortrag gefallen?” fragt sie.
Ich nippe an meinem Cognac. Versuche, irgend etwas zu sagen und merke, dass ich dabei rot werde.
“Sie arbeiten doch im Krankenhaus,” fährt die Pharmareferentin fort, “haben Sie da eigentlich einen Fortbildungsbeauftragten?”
Mein Kopfschütteln irritiert sie gar nicht.
“Wissen sie, es wäre schön, wenn es unter den Krankenhausärzten einen Ansprechpartner gäbe… für Fortbildungsveranstaltungen und so. Darf ich Sie vielleicht demnächst einmal besuchen?”
Sie schenkt mir noch ein bezauberndes Lächeln und ihre Visitenkarte.