Gentechnik, Klimawandel und Politik

Warum befasst sich die GWUP mit Gentechnik? Warum befassen sich Skeptiker (nicht zu verwechseln mit Klimaskeptikern) mit dem Klimawandel? Weil beides – wie die “klassischen” Parawissenschaften auch – emotional aufgeladene Themen sind, über die sich viele Menschen feste Grundüberzeugungen gebildet haben. Hinzu kommt, dass bei der Diskussion um Gentechnik und Klimawandel handfeste Partikularinteressen im Spiel sind. Sachargumente gehen in solchen Diskussionen leicht unter.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist die jetzige globale Erwärmung real und durch Menschen verursacht. Die Forschungsergebnisse sprechen eine deutliche Sprache, unter Wissenschaftlern herrscht Konsens. Daran ändern auch die Lobbyisten nichts, die Pannen des Weltklimarates IPCC in ihrem Interesse instrumentalisieren. Nicht umsonst beklagen auch Chris Mooney und Sheril Kirshenbaum in ihrem Buch „Unscientific America“, dass die USA aus politischen Gründen bei der Bekämpfung  dieses Problems 20 Jahre verloren haben.

Im Fall der Grünen Gentechnik sind es nicht die US-Republikaner oder die Öl-Lobby, sondern Umweltschützer, die aus ideologischen Gründen die Augen vor den Tatsachen verschließen. In wissenschaftlichen Fragen sind alle Beteiligten gut beraten, sich bei ihren Aussagen an der  Realität zu orientieren und sich von politischem und weltanschaulichem Wunschdenken frei zu halten. Es kann keine Rücksichtnahme auf Rechte oder Linke, Öko-Bewegung oder Öl-Lobby, Christentum, Islam oder Atheismus geben. Wir können uns keine Wunschwelt herbeizaubern. Insofern begrüße ich den Artikel zur Grünen Gentechnik im aktuellen SKEPTIKER und hoffe auf weitere Themen, wie globale Erwärmung. Obwohl sie nicht zum klassischen Arbeitsgebiet der GWUP gehören, werden sie allzu oft von pseudowissenschaftlicher Argumentation beherrscht.

Natürlich haben alle genannten Themen neben der wissenschaftlichen auch politische und soziale Dimensionen, die ernst genommen werden müssen. Dürfen wir Lebewesen überhaupt patentieren? Werden durch Patente auf Gene und Lebewesen die Entwicklungsländer benachteiligt? Bekommen manche Konzerne zu viel Macht? All dies sind wichtige Fragen moralischer und sozialer Art. Sie betreffen die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen sollen. Sie sollten gestellt werden. Wie auch immer die Antworten lauten, sie ändern nichts an den wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Zutiefst unwissenschaftlich und unmoralisch ist dagegen das Schüren von irrationalen Ängsten. Wissenschaft dient dem Erkenntnisgewinn und darf sich keinem politischem Wunschdenken beugen. Die Folgen wären verheerend, wie uns die historischen Beispiele Nationalsozialismus und Stalinismus lehren. Die Gefahr der politischen Förderung von Pseudowissenschaften besteht auch in unserer demokratischen Gesellschaft, wie wir im Übrigen auch bei Homöopathie und Kreationismus erleben. Hier entgegenzuwirken ist unsere Pflicht, gerade als GWUP.

Wissenschaftlichkeit ist nicht zum Nulltarif zu haben. Wir müssen bereit sein, den Sachstand der Wissenschaft über unser Wunschdenken zu stellen, gerade wenn er die eigenen politischen oder religiösen Weltanschauungen in Frage stellt. Nur so können wir als Wissenschaftler morgens wieder ohne schlechtes Gewissen in den Spiegel schauen.

Link zum Thema:

Zum Weiterlesen:

  • Chris Mooney, Sheril Kirshenbaum (2009): Unscientific America. How Scientific Illiteracy Threatens Our Future. Basic Books.

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