In meinem Postfach liegt ein grauer Umschlag.
Was ist denn das schon wieder?
“Liebesgrüße von der Geschäftsführung!” säuselt Kalle mit einem maliziösen Unterton.
“Hast Du das etwa auch bekommen?”
“Natürlich. Jeder von uns. Auch wenn es mich wohl nicht mehr betrifft als künftiger Funktionsoberarzt.”
Ich reisse den Umschlag auf.
Er enthält ein Formular und ein Anschreiben mit der Aufforderung, das Erstere unterschrieben zurückzuschicken.
“Was wollen die denn?”
“Dass Du Deine Seele verkaufst!”
“Aha?”
“Das Formular ist eine sogenannte Opt-Out-Erklärung. Damit bestätigst Du, dass Du bereit bist, mehr und länger zu arbeiten als Du aufgrund der allgemeinen Arbeitsschutz-Bedingungen dürftest. Der eigentliche Hammer ist allerdings der zweite Teil der Erklärung: Damit unerschreibst Du nämlich, dass Du das Krankenhaus, die Verwaltung, den Chef und alle anderen grundsätzlich von jeder Verantwortung befreist und alle Schuld selbst auf Dich nimmst, falls Du im übermüdeten Zustand nach einem Dienst einmal etwas falsch machen solltest.”
“Und das sollen wir unterschreiben?”
“Bislang hat es noch niemand getan!” sagt Kalle und grinst.