Ein ganz normaler Sonntagsdienst

Der Ärger beginnt eigentlich schon beim Aufstehen. Warum? Kein Mensch steht am Sonntag um sechs auf. Völlig lustlos schleppt man sich ins Bad um festzustellen, dass das Duschwasser eiskalt ist. Kein Wunder, denn keiner aus dem ganzen Haus hat heute schon warmes Wasser gebraucht. Da man vorher vergessen hat die Snooze-Funktion des Weckers zu aktivieren, hat man verpennt und ist jetzt natürlich spät dran, also ab ins eiskalte Duschwasser. Ein Blick aus dem Fenster: leere Straßen, niemand ist unterwegs. Später, auf dem Weg zur Arbeit, wird man dennoch an jeder leeren Kreuzung an der roten Ampel stehen. Die Morning-Show-Jungs aus dem Radio, die eigentlich Dein Schicksal teilen, versuchen vergeblich gute Laune rüberzubringen – und spielen doch immer dieselbe Mucke, die man nicht mehr hören kann. Später trifft man dann doch auf ein anderes Auto, nämlich an einer Stelle, an der man mit einem PS-schwachen Kleinwagen garantiert nicht überholen kann. Er schleicht bei erlaubten 100 mit 70 km/h dahin – der Sonntagsfahrer. Wenigstens ein gutes hat der Sonntag: die Parkplatzsuche an der Klinik gestaltet sich einfach.

Die Patienten kommen wie zu erwarten gestaffelt. Zwischen 8 und 11 Uhr kommen, die die wirklich krank sind und keine andere Wahl haben. Ab 11 Uhr kommt dann so langsam das Fußvolk, dass morgens in aller Ruhe aufgestanden ist, gefrühstückt hat und sich gedacht hat „heute schaue ich mal in der Notaufnahme vorbei und lass mal die Beschwerden, die ich seit 1 ½ Jahren habe, abchecken, vor allem hätte ich mal Lust auf ein Kernspind, da habe ich schließlich Anspruch drauf“. Nach einem Tag voller mehr oder weniger gravierender Katastrophen geht es 12 Stunden später wieder nach Hause. Der Magen dreht sich gerade um, weil man sich den ganzen Tag wieder einmal nur von Gummibärchen ernährt hat. Den Nudelsalat, den man zu Hause als Mittagessen vorbereitet hatte, nimmt man – wie immer – wieder unberührt mit nach Hause und isst ihn abends auf dem Sofa.

Ein ganz normaler Sonntag eben.

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