Krippenausbau in Deutschland – Psychoanalytiker nehmen Stellung

Kinder sind in den ersten 3 Lebensjahren ganz besonders auf enge Beziehungen zu Erwachsenen angewiesen. Nur die engen Bezugspersonen können die Sicherheit vermitteln, die das Kind braucht, um sich seelisch gesund zu entwickeln. Wie ungünstig sich Trennungserfahrungen – auch durch die Krippe – auf die seelische Entwicklung auswirken können, kommt in den öffentlichen Diskussionen oft zu kurz.

Kinder binden sich immer

Wenn die Umstände es erfordern, dass die Eltern arbeiten gehen und dem Kind Trennungen zumuten müssen, dann sollten alle Beteiligten sich emotional auf das Kind einstellen und wissen, wie bedrohlich Trennungen für das Kind sind. “Ersatzmütter” binden sich relativ “locker” an die Kinder, weil sie wissen, dass die Kinder wieder gehen werden. Doch die Kleinkinder binden sich immer. Für sie ist Bindung überlebenswichtig.

Stellungnahme der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV)

Bereits im Dezember 2007 nahmen die Psychoanalytiker der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) Stellung zu diesem Thema. Auf der Website Psychoanalyse aktuell können Sie die Stellungnahme der Psychoanalytiker nachlesen. Die Online-Zeitschrift der DPV betont beispielsweise:

“Es ist Forschungs- und Erfahrungswissen (und keine Ideologie), dass für die Entwicklung des kindlichen Sicherheitsgefühls, für die Entfaltung seiner Persönlichkeit und für die seelische Gesundheit eine verlässliche Beziehung zu den Eltern am förderlichsten ist. Gerade in den ersten drei Lebensjahren ist die emotionale und zeitliche Verfügbarkeit von Mutter und Vater dafür von großer Bedeutung.”

und weiter:

Allgemein gilt:
“Je jünger das Kind,
je geringer sein Sprach- und Zeitverständnis,
je kürzer die Eingewöhnungszeit in Begleitung der Eltern,
je länger der tägliche Aufenthalt in der Krippe,
je größer die Krippengruppe
je wechselhafter die Betreuungen,
umso ernsthafter ist die mögliche Gefährdung seiner psychischen Gesundheit.”

Abschließend sagen die Psychoanalytiker:

“Die Gestaltung von Bindungen und die Bewältigung von Trennungen sind lebenslang die schwierigsten seelischen Aufgaben des Menschen. Sie erfordern gerade am Lebensbeginn von allen verantwortlich Beteiligten hohe Sensibilität und ein Wissen um die Verletzlichkeit der frühen Entwicklung.”

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