Mount Everest – Medizin Thriller (16)

Müde bin ich geh zur Ruh … Wir befinden uns nun auf 6400m. Heute legte das Team den fast 10km langen Weg vom Basislager zum ABC (Advanced Base Camp) zurück. Die Yaks haben unser Hab und Gut prima transportiert. Doch halt … einige Sachen fehlten seltsamerweise bei der Ankunft. Darunter auch so merkwürdige Dinge wie eine Singing Bowl und medizinische Lern-Karteikarten. Was war passiert? Geht etwa ein Dieb im Lager um?

zelt  bei nacht
Bild: Red tent and stars von °Florian auf flickr.com, unter einer Creative Commons-Lizenz

Die Lösung des Rätsels war allerdings erstaunlich: Die Yaks hatten wohl einige Dinge verdrückt. Da diese Tiere Wiederkäuer sind, dürfte davon nicht mehr all zu viel übrigbleiben. Egal. Ich habe dem Chefarzt meine Steigeisen geliehen.

Vor einer Stunde herrschte helle Aufregung im ABC. Eine spanische Expedition war wohl am frühen Vormittag in eine Lawine geraten. Glücklicherweise konnten sich alle selbst befreien, aber eine Teilnehmerin hatte sich den Arm gebrochen. Vier Mann trugen Elena ins Lager. Aufgeregt erkundigten sie sich nach einem doctor. Natürlich war ich sofort zur Stelle.

Der Unterarm der Patientin hatte eine gewisse Fehlstellung. Ich diagnostizierte eine Radiusfraktur. Wo hatte ich doch gleich mein mobiles Röntgengerät? In der Hosentasche war es auf jeden Fall nicht. Also muss es ein Yak gefressen haben. Egal. Hier oben muss man mit wenig Material auskommen. Ich fackelte nicht lange, schaute Elena einmal tief in die Augen und zog kräftig am Unterarm. Schnapp, der Arm sah jetzt wieder vernünftig aus. Okay, ich gebe zu, mit dem “tief in die Augen gucken” war natürlich keine vernünftige Narkose zu bewerkstelligen, daher verabreichte ich ihr etwas vom Feinsten.

Hermione und Hendrik assistierten mir bei der Behandlung. Der Chefarzt legte dann noch eine Schiene an. Fertig. Elena ging es gleich besser. Auf dem Yak ging es nun talwärts, der Gipfel blieb ihr für dieses Jahr wohl verwehrt. Da hörte ich plötzlich einen Schlag.

Hendrik, der blonde Schwede, war rückwärts umgekippt. Die medizinische Behandlung war ihm wohl etwas zuviel gewesen. Rasch kam er wieder zu sich. Sofort ringten sich die Damen des Everlasting Rest Teams um das Weichei ihn, diesen Schönling. Pah!

Jetzt heißt es Kräfte sparen. Morgen folgt ein Ruhetag. Am Samstag werden wir erstmalig auf 7000m sein (Nordsattel). Mir ist kalt, es hat zugezogen, gerade fängt es an zu schneien. -10 Grad. Der Wind heult, doch im Zelt ist es irgendwie gemütlich. Dann auf einen Schlag verziehen sich die Wolken, das Thermometer sinkt noch weiter, die Nacht verbleibt sternenklar. Mein Kopf schmerzt. Herrlich, irgendwie.

Artikel von: Monsterdoc

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