Richtig gemütlich ist’s heute auf Station. Wenn jeder Dienst so wäre… da könnte man sich glatt dran gewöhnen!
Nur der Chef wirkte vorhin bei der Übergabe ziemlich bedrückt.
Pflichtgemäß hatte Martin die Liste der Zugänge der letzten Nacht runtergebetet und war ziemlich schnell damit fertig.
“Das ist alles?”
“Das ist alles, Chef. Alles ruhig soweit. Darf ich mich dann, mit Ihrer Erlaubnis, verabschieden?”
Chef hat genickt.
“Frohe Ostern wünsche ich Ihnen noch!” und dann, in meine Richtung, “Und Ihnen natürlich auch!”
“Wir werden uns ja heute sicher noch sehen, oder?”
“Na hoffentlich!” sagt Chef und fügt etwas leiser hinzu, “Denken Sie ein wenig an die Belegung!”
Dann dreht er sich um und geht in Richtung Aufzug um seinen Privatpatienten die Hände zu schütteln und jahreszeitentsprechende Grüße auszurichten.
Ich nehme die Treppe und bin dreißig Sekunden später im Schwesternzimmer auf meiner Station. Da ist zunächstmal gemütliches Frühstücken angesagt. Die Verwaltung hat zur Feier des Tages buntgefärbte Eier spendiert.
“Hätte nicht gedacht, dass das Personal auch welche abkriegt!” sage ich und schütte mir nen Kaffee ein.
“Die sind auch eigentlich ausschließlich für die Patienten!” sagt Schwester Gaby, “aber wir haben genug Demente, die eh nichts essen.”
“Na, dann passt mal bloß auf, dass ihr deswegen keinen Ärger kriegt. Anderswo sollen ja schon Leute wegen sowas gekündigt worden sein!”
“Irgendwie würde ich unserer Verwaltung inzwischen auch so etwas zutrauen!” meint Gaby, “zum Glück lässt sich von denen am Feiertag hier keiner blicken!”
“Und das ist auch gut so!” sage ich und reiße mir gleich zwei Eier unter den Nagel.