Seit einiger Zeit höre und lese ich immer wieder mit Erstaunen vom so genannten “Ärztemangel”. Meist wird bejammert, dass es nicht mehr genügend altmodische Landärzte gebe. Andere geben sich betont optimistisch und glauben fest daran, dass man alle (Land-)Ärzte, die bisher die ganze Kohle verprasst haben, bequem durch Telemedizin, Gemeindeschwestern, und Fallmanager substituieren kann.
Dabei gibt es gar keinen Ärztemangel. Wir sind mit den Typen überversorgt, haben sogar das Plansoll bundesweit um 26 Prozent übertroffen. Die sind nur falsch verteilt! Picken sich die fetten Rosinen aus dem mageren Kuchen.
Politiker und andere “Experten” überbieten sich mit Patentrezepten: mehr Studienplätze müssen her. Frei werdende Arztpraxen sollen nicht wieder besetzt werden. Eine Landarztquote wird eingeführt. Krankenhäuser sollen in die ambulante Regelversorgung eingebunden werden. Die Eröffnung von Facharztpraxen wird erschwert. Das Image des Landarztes muss durch Änderung der planwirtschaftlichen Vorgaben aufpoliert werden. Man will nichtärztliche Berufsgruppen zur Versorgung Kranker heranziehen. Es wird zu mutigen Gesundheits-Reformen aufgerufen (ach nein, das war 2003, sorry).
Tolle Show. Das ist ungefähr so, als würde ich meinen Patienten vorschlagen, sie sollten sich die Köpfe aufbohren, damit die Stimmen schneller raus können.
Demnächst gehen 70.000 Ärzte in den Ruhestand.
Das Nachwuchsproblem kriegen sie jedenfalls nicht damit gelöst, dass sie die Bürokratie exponentiell wachsen lassen. Auch nicht, indem sie den Punktwert von 5,11 auf 3,5 auf 2,1 ct senken. Nicht dadurch, dass sie die Regelleistungsvolumina im Quartalstakt nach unten justieren. Oder, indem sie uns Monster wie dieses hier ins Haus schicken und uns damit für Monate von der Arbeit abhalten:
Dabei gäbe es durchaus ein paar einfache, wirksame Hausmittel gegen den Engpass, der sich in der medizinischen Versorgung abzeichnet. Billige, populistische Phrasen, Planwirtschaft, und teure, technokratische Ersatzbefriedigung gehören nicht dazu.