Der abgängige Patient

Es kommt immer wieder vor. Opa ist krank und muss ins Krankenhaus. Opa hat aber keine Lust auf’s Krankenhaus. Irgendwann lässt er sich schließlich doch von den Angehörigen überreden und geht widerwillig mit. Schon beim Aufnahmegespräch merkt die Ärztin, dass Opa eigentlich viel lieber zu Hause wäre. Seine Krankheit sieht und versteht er nicht, oder sie ist ihm vielleicht egal. Ganz orientiert ist Opa nicht. „Oh, oh…“ denkt sich die Ärztin, „wenn das mal gut geht.“ und übergibt ihre Bedenken sicherheitshalber der Dienstärztin.
Drei Stunden später wird die Dienstärztin von der Stationsschwester angefunkt „Opa ist nicht im Zimmer, er ist nicht im Bad und auch nicht auf der Toilette. Auch die anderen Patientenzimmer habe ich schon durchsucht und die Nachbarstationen auch.“. Und so haben wir wieder einmal den Salat.
Die Dienstärztin lässt sich die Telefonnummer der Familie geben und siehe da: Opa war offensichtlich orientiert genug, um sich vor der Klinik ins Taxi zu setzen und nach Hause zu fahren. Er ist gerade zu Hause eingetroffen. Die Dienstärztin weiß, dass viele der abgängigen Patienten einfach nur nach Hause fahren. Auch wenn sie völlig desorientiert sind, nach Hause finden die meisten. Glück im Unglück, so spart man sich den Anruf bei der Polizei.
Wenige Minuten später stehen die Angehörigen wieder vor der Tür – mit Opa im Schlepptau. Opa grinst verschmitzt. Und die Dienstärztin denkt sich „ob das diesmal wohl gut geht?“.

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