Emotionale Aussetzer beim Deutschen Ärzteblatt

Natürlich berichtet das Deutsche Ärzteblatt ausführlich über den diesjährigen Ärztetag. Leider nicht immer adäquat.

Herr Stüwe, der Chefredakteur, meint auf Seite eins bemerken zu müssen, dass “die Beratungen in Dresden sachlich und konstruktiv” verlaufen seien – “mit Ausnahme eines maschinenstürmerisch-emotionalen Aussetzers bei der elektronischen Gesundheitskarte”.

Und seine Kollegin, Frau Krüger-Brandt, äußert ihr Mißfallen mit den Worten: “Die Mehrheit der Delegierten wollte der sachlichen Argumentation (…) zum eGK-Projekt (…) nicht folgen.”

Sehr geehrter Herr Stüwe, sehr geehrte Frau Krüger-Brandt:

Mit Ihrer Wortwahl rücken Sie die Kritiker des eGK-Projekts in die Nähe irrationaler, potenziell gefährlicher Gewalttäter. Damit begeben Sie sich auf das fragwürdige Niveau derer, die – beispielsweise – die für Ihre Rechte streikenden Ärzte ungehemmt als “Geiselnehmer” bezeichnen.

Im Unterschied zu den “Maschinenstürmern” des 18. Jahrhunderts rufen die heutigen Kritiker des eGK-Systems keineswegs zur aktiven Zerstörung von “Gesundheitskarten”, Heilberufeausweisen, Kartenlesegeräten, Konnektoren, Servern und darauf abgelegten Datenbanken auf. Sie tragen vielmehr geduldig Sachargumente gegen die Einführung des eGK-Systems vor, und sie haben 2007, 2008, 2009 und 2010 kritische Beschlüsse deutscher Ärztetage erwirkt.

Kommentar und selektive Berichterstattung des Deutschen Ärzteblattes sind in dieser Hinsicht geeignet, das Parlament der deutschen Ärzteschaft zu desavouieren und gehörten eher in die Boulevard-, als in die Standespresse.

Aber vielleicht wollten Sie mit dem Begriff “Maschinenstürmer” ja auch nur den Widerstand gegen die Deprofessionalisierung des Arztberufes und gegen die fortschreitende Industrialisierung der Medizin plakativ verdeutlichen. Und auf die Tatsache aufmerksam machen, dass uns Ärzten zur Durchsetzung unserer kollektiven Interessen keine legalen Mittel, wie gewerkschaftliche Organsierung, Arbeitskampf und Tarifverhandlungen, zur Verfügung stehen. Wenn dem so wäre, dann schuldete ich Ihnen allerdings meinen Dank.

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