Kommentar von Anna Lücke: Wenn Medizin auf der „Giftliste“ steht

Gestern Abend ist es öffentlich geworden: Die Landesregierung Schleswig-Holstein will die Medizinische Fakultät Lübeck schließen. Ab dem Wintersemester 2011/2012 sollen nach Willen der Regierung keine neuen Mediziner immatrikuliert werden.

Und so geschah es: Wie überall sonst, muss auch im Norden ordentlich gespart werden. Dafür wurde in Schleswig-Holstein (SH) eine sogenannte Haushaltsstrukturkommission eingesetzt. Diese Kommission hat eine Liste aus Sparmaßnahmen erstellt, die sogenannte „Giftliste“. Über diese wird im Herbst von der Landesregierung abgestimmt.

Neben vielen anderen Dingen steht auf der Giftliste auch: “Das Medizinstudium wird aufgrund der begrenzten Ressourcen bei der Förderung exzellenter Forschung und Lehre nach Kiel verlagert. Das Studienplatzangebot für Mediziner ist in Schleswig-Holstein überproportional groß gemessen an der Zahl der Studienplätze insgesamt. Ab dem Wintersemester 2011/12 werden deshalb keine neuen Studienanfänger für Medizin in Lübeck immatrikuliert. Wesentliche Haushaltsentlastungen treten ab 2015 mit ca. 24 Millionen Euro und ab 2018 mit ca. 26 Millionen Euro ein. Das Gesamtvolumen bis 2020 beträgt rund 150 Millionen Euro.”

In Kürze heißt das: Die Medizinerausbildung in Lübeck wird eingestellt. Nach dem Willen der Regierung soll aber die Technisch- Naturwissenschaftliche Fakultät (TNF) erhalten bleiben und die Hochschule darauf spezialisiert werden. Das Problem daran ist, dass die TNF und die FH in den meisten Studiengängen eng mit der Medizinischen Fakultät verknüpft sind, so dass fraglich ist, ob sie allein überhaupt überlebensfähig sind.

In Deutschland herrscht Ärztemangel. Allerorts wird darüber diskutiert, wie dem entgegenzuwirken ist. In Schleswig-Holstein soll eine Medizinische Fakultät geschlossen werden. Hier steht Medizin auf der Giftliste!

Die Bundeskanzlerin selbst hat gesagt, dass bei der Bildung nicht gespart werden darf. In Schleswig-Holstein soll an der Ausbildung von qualifizierten Ärzten massiv gespart werden. In Lübeck beginnen rund 200 angehende Ärzte jedes Jahr ihr Studium, kann sich Deutschland das wirklich leisten, darauf zu verzichten?

Ich studiere seit 4 ½ Jahren in Lübeck und kann viel Positives über eine der kleinsten Universitäten sagen. Unsere Professoren und Lehrenden sind unheimlich engagiert, wir haben einen guten Dialog zwischen Studenten und Lehrenden, hier werden gute Ärzte ausgebildet! Schon mehrmals ist Lübeck im CHE Ranking als beste medizinische Universität ausgezeichnet worden. Ich möchte mir nicht vorstellen, dass diese Uni geschlossen wird, eine Uni an der so viele Menschen immer und immer wieder dafür kämpfen sie zu verbessern, ich möchte mir nicht vorstellen, dass hier zukünftig niemand mehr Medizin studieren soll.

Lübeck kämpft für seine Uni! Und wir brauchen Unterstützung!

Sind 150 Millionen in 10 Jahren wirklich viel, wenn für andere Zwecke Milliardenbeträge fließen? Denkt darüber nach, was es bedeutet, wenn bei massivem Ärztemangel Ausbildungsorte für Mediziner einfach geschlossen werden. Bei rund 15.000 fehlenden Ärzten: Kann es sich ein Land da leisten, auf eine komplette Fakultät zu verzichten?

Lübeck kämpft für seine Uni, kämpft ihr mit?
Mehr dazu:
www.luebeck-kaempft.de

Das Sparkonzept der Landesregierung Schleswig-Holstein findet Ihr hier: http://xlurl.de/3fUpe5 (zum Medizinstudium: Seite 30, Zeile 890)

Anna Lücke studiert in Lübeck Medizin und ist Via medici online-Lokalredakteurin.

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