krankenhausreif

Freitagabend, einundzwanzig Uhr. Das Wochenende hat begonnen, nur nicht für Medizynicus, der steht hellwach und mit ausreichend Adrenalin und Koffein auf seinem Posten. Die Nacht ist noch jung, da schlägt eine Gang Achtzehnjähriger im Wartzeimmer auf.
Aufgeregtes Stimmengewirr mit leicht alkoholgeschwängertem Lallen. Die Kids haben früh angefangen heute Abend, wahrscheinlich müssen sie um zweiundzwanzig Uhr wieder zu Mama und Papa zurück. Einer von ihnen trägt eine Leidensmiene zur Schau.
„Sag denen genau, was passiert ist!“ wird Mr. Leidensmiene von seinem Kumpel instruiert, „Die müssen das alles dokumentieren!“
Schwester Anna es inzwischen geschafft, die Personalien aufzunehmen und bugsiert den Patienten ins Behandlungszimmer. Marvin sorgt dafür, dass die anderen draußen bleiben, was sie nur unter großem Protest tun.
Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Der Junge ist in eine Prügelei geraten, ist dann auch noch ausgerutscht und jetzt tuts ihm das rechte Knie, das linke Handgelenk und die linke Schulter weh. Aus medizinischer Sicht alles in Ordnung, kein Kratzer, noch nicht einmal ein blauer Fleck.
Um ihm einen Gefallen zu tun und nicht als empathieloser Bösewicht dazustehen kriegt er einen Salbenverband für sein Handgelenk.
„Und das Knie?“
Okay, können wir auch was draufschmieren. Und auf die Schulter auch. Und Anna steckt ihm noch zwei Tabletten Diclo zu.
Glücklich humpelt der Schwerverletzte zu seinen Leuten zurück. Die empfangen den rückkehrenden Gladiator mit Jubel und Schulterklopfen.
„Und haben die auch alles genau dokumentiert?“ fragt der Wortführer.
„Wir werden die Angreifer nämlich verklagen!“ fügt ein anderer hinzu, „Die haben Dich immerhin krankenhausreif geschlagen!“

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