Mein Essen zahle ich selbst!

Was etwas seltsam tönt, ist eine Organisation, die den Einfluss der Pharmafirmen auf die Verschreibungsmethodik der Ärzte dämpfen will: MEZIS
Die Ärzte sollen sich von den Pharmavertretern nicht mehr zum Essen ausführen lassen oder Gutscheine, Geschenke, Ärztemuster von Medikamenten und ähnliches annehmen. Am besten sollen sie ganz auf den Besuch der Vertreter verzichten und ihre Informationen aus unabhängigen Quellen einholen.

Es ist nämlich schon so: Wir (alle) sind konditioniert, dass Geschenke und derartiges bei uns einen Gegenreflex auslösen, so dass wir versuchen etwas zurückzugeben. Das ist derart in uns drin, da kommen wir gar nicht drum rum.
Ausserdem versuchen die Vertreter eine persönliche Beziehung mit den Ärzten aufzubauen, das fördert ebenfalls später, dass ihre Produkte vermehrt verschrieben werden.

Ich möchte hier nicht behaupten, dass in der Apotheke nicht auch ähnliche Mechanismen ablaufen. Auch wir bekommen Besuch von Vertretern, auch wir bekommen „Verkaufsunterstützung“, Muster, Ansichtsexemplare, Degustationssets, Plakate, ausserdem Kugelschreiber, Schokolade an Weihnachten etc. manche gehen sogar so weit einem Ausflüge anzubieten oder Kinobesuche– natürlich in Kombination mit einer Weiterbildung (hust).
Apropos Weiterbildung: da sind ja auch die professionellen meist gesponsert von den Pharmafirmen, mal ganz davon abgesehen, dass die Fachliteratur von den Inseraten derselben lebt…

Aber im Unterschied zu den Ärzten können bei uns immer noch die Kunden selbst entscheiden, ob sie ein Produkt brauchen – und kaufen. Das ist bei rezeptpflichtigen Medikamenten nicht so gut möglich, da muss man sich auf das Wissen und die Erfahrung des verschreibenden Arztes verlassen.
In seinem Ermessen liegt es zum Beispiel, ob er bei einem Magengeschwür als Säurehemmer das alte (bewährte) Omeprazol oder das neue (und teurere) Nexium aufgeschrieben wird, obwohl beides die gleiche Wirkung hat …

Ja, da können sich schon eine Menge Kugelschreiber ansammeln … Bildquelle.

Was meint ihr: Ist das übertrieben? Oder eine logische Notwendigkeit als Schutz vor der Beeinflussung durch die „bösen Pharmafirmen“? Ich würde mich als Arzt / Apotheker nie so beeinflussen lassen?

Tagged: Apotheke, Arbeit, Arzt, Medikamente, Vertreter

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