„Schickt mich nach Hause!“ krächzt Herr Wanzengruber.
„Schaun wir mal!“ sage ich.
„Wie ist der denn eigentlich versorgt?“ fragt der Chef draußen vor der Tür.
„Er lebt allein,“ berichtet Schwester Gaby, „es gibt wohl eine Putzfrau. Die kocht auch für ihn und schaut halt nach dem Rechten, so gut sie kann…“
Ja, die hat ihn gestern auch schon besucht, die gute Frau Wusziliewski, eine echte Seele von einem Mensch. Die Schwestern haben sie dann gleich mal zur Seite genommen und ihr im Dienstzimmer eine Tasse Kaffee in die Hand gedrückt, da hat sie angefangen zu erzählen. Dass der Herr Wanzengruber immer so herumschimpft, zum Beispiel. „Dreckige Polackenbraut“ gehört noch zu den harmlosesten Ausdrücken, die sie sich anhören muss. Und dass er ihr fast immer wieder weniger bezahlt als vereinbart weil angeblich irgendwas nicht richtig war. Aber eigentlich geht es ihr ja gar nicht so sehr ums Geld, der alte Mann tut ihr einfach leid. Ob man da nichts machen kann?
„Gibt’s irgendwelche Angehörige?“ fragt der Chef.
Nur einen Sohn, zu dem aber kaum Kontakt besteht, sagt Gaby, außerdem wohnt der Sohn ziemlich weit weg.
Der Chef schaut auf die Uhr.
„Ich muss jetzt leider runter in die Endoskopie, machen Sie mal alleine weiter!“ und dann drückt er mir die Hand, „schönes Wochenende noch!“
Der hat Humor! Am Wochenende habe ich doch Dienst!
„…und rufen Sie diesen Sohn bitte noch an!“ ruft der Chef Schwester Gaby noch zu, bevor er um die Ecke in Richtung Aufzug verschwindet.
Anrufen tut mich dann eine Minute später der Kalle.
„Das mit Deiner Fortbildung geht klar!“ sagt er.
„Wie bitte?“
„Du hast frei. Martin übernimmt den Dienst!“
„Sag mal…“
„Hat der Chef so angeordnet. Reden wir später drüber!“