Ein ausgebrannter Fall

Eine Krankengeschichte wie die von H. B. kommt in ihrer Art in einer Hausarztpraxis sicher nicht selten vor, die Ausprägung ist allerdings etwas Besonderes:
H. B., männlich, 67 Jahre alt, schlank, bis auf Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) keine Grunderkrankungen.
Zusammengefasste Krankengeschichte:
Zustand nach Herzinfarkt, Zustand nach Stent-Anlage, Zustand nach Bypass, Zustand nach Re-Bypass, Zustand nach prothetischer Versorgung der linken Beckenarterie, Zustand nach prothetischer Versorgung der Bauchaorta, Zustand nach prothetischer Versorgung der rechten Beckenarterie, Zustand nach Reanimation (Wiederbelebung), Zustand nach Re-Reanimantion, Zustand nach Apoplex (Schlaganfall), Zustand nach Re-Re-Reanimation, Zustand nach Re-Re-Re-Reanimation. (Re = frei übersetzt „erneut“).
Herr B. ist das, was Ärzte ein Gefäßwrack nennen, also ein ausgebrannter Fall, mit allem was dazu gehört: Notarzteinsätze in immer kürzeren Abständen, inklusive Wiederbelebungsmaßnahmen, Drehtür-Krankenhausaufenthalte, operativen Eingriffen, zusätzlichen Medikamenten (letzter Stand der Dinge: 16 verschiedene Substanzen), dazu Herz-Schrittmacher mit eigebautem Defibrillator (Elektroschockgeber) und Sauerstofftherapie per Nasensonde.
Herrn H. B.‘s Allgemeinzustand ist seit Jahren zum Fürchten und zuletzt zum Staunen, darüber, dass er es immer wieder schafft. Der Preis dafür ist hoch, wenn man sieht, was er ertragen muss. Allerdings ist auch (darf man das als Arzt erwähnen?) der Preis für seine Therapie immens. Die letzten Wochen und Monate allein haben tausende und abertausende Euro verschlungen.
Dafür, dass nicht nur Mitleid bleibt, sorgt Herr B. selbst. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein ausgebrannter Fall, denn Herr B. bleibt dabei, auch in der höchsten Not, Atemnot: Er raucht seit 53 Jahren.
Wie ist mit so einem Fall umzugehen?

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