Grapefruitsaft und Medikamente

Medikamente sollten immer mit einem Glas Wasser eingenommen werden. Nicht mit Limonade, nicht mit Grapefruitsaft, nicht mit Milch, nicht mit Kaffee und ganz sicher nicht mit Alkohol.

Es gibt viel mehr Wechselwirkungen zwischen Nahrungsmitteln oder Getränken und dem Rauchen, als man denkt.
Ich möchte ein paar von denen hier zeigen.

Zum Beispiel der Grapefruitsaft.
Grapefruits enthalten verschiedene Bioflavonoide, eine Gruppe von Verbindungen, die in zahlreichen Früchten und Gemüsen vorkommt. In der Grapefruit findet sich vor allem Naringin, das der Frucht ihren charakteristischen Geschmack verleiht und in Orangen nicht vorkommt.

Naringin ist in der Lage in der Leber das Enzym Cytochrom P450 zu hemmen, das es zum Abbau diverser Medikamente braucht. Weniger Abbau bedeutet erhöhte Plasmaspiegel.
Z.B. von gewissen Statinen

  • Lovastatin
  • Simvastatin (Zocor, Simcora, Simvastin)
  • Atorvastatin (Sortis, Cadumet)

Ausserdem blockier das Naringin offenbar im Darm das organische Anion-Transportprotein OATP1A2. Die Aufnahme einiger Arzneistoffe wird dadurch reduziert und somit deren Effekt verringert.
Eine Dosisverringerung wurde bis jetzt bei folgenden Wirkstoffen festgestellt:

  • Amiodaron (Cordarone)
  • Atenolol (Tenormin, Tenoretic, NifTen)
  • Celiprolor (Selectol)
  • Ciclosporin (Sandimmun)
  • Ciprofloxacin (Ciproxin, Cipeco)
  • Etoposid
  • Felodipin (Plendil)
  • Fexofenadin (Telfast)
  • Itroconazol (Sporanox)
  • Levofloxacin (Tavanic)
  • Nifedipin (Adalat)
  • Nimodipin (Nimotop)
  • Saquinavir (Invirase)
  • Talinolol
  • Tacrolismus (Prograf)

Wie man sieht, betrifft das Medikamente für die unterschiedlichsten Anwendungen, Antibiotika, Blutdruckmittel, Mittel gegen Viren und Cholesterinsenker sowie Antiallergika.
Dass es auch wirklich relevant ist, hat man beim Fexofenadin gemerkt: nach Einnahme mit Grapefruitsaft wurde nur die Hälfte der Wirkstoffmenge absorbiert, verglichen mit der Kontrollgruppe, die Fexofenadin mit Wasser eingenommen hatte. Da ist es gut möglich, dass das Antiallergikum auf einmal nicht mehr wirkt.
Und da man eine Menge Medikamente am Morgen einnehmen muss und beim Frühstück Grapefruitsaft oder frische Grapefruit häufiger auf dem Speiseplan stehen, muss man wirklich darauf achten!

Die Namen in den Klammern sind die in der CH zugelassenen Medikamente – es handelt sich um eine Auswahl, es gibt noch mehr mit den Wirkstoffen. Die Liste erhebt auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Tagged: Apotheke, Arbeit, Essen, Interaktion

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