(OBERHAUSEN) So ein Heiner-Müller-Typ in unsympathisch sortierte im Hotel sein komplettes Kommunikationsinstrumentarium um sein Frühstückstellerchen und einmal mehr keimte in mir die Frage auf, warum die I-BookPhonePad-User eigentlich immer alle Mitmenschen an ihrer Passion teilhaben lassen müssen. Und das schon am Frühstückstisch. Und warum dieser Typus überhaupt keine Bedenken hat, alle anderen Frühstücksraum-Benutzer zu Zeugen ihrer oft sehr privaten Unterhaltungen zu machen. Jedenfalls klappte dieser Typ sein I-Book auf und da im Frühstücksraum eine sehr gute W-Lan-Verbbindung bei der Planung des Gebäudes vielleicht nicht ganz oben auf der Prioritäten-Liste stand, brüllte er sein I-Book an und stellte wiederholt die völlig sinnlose Frage: „Hörst du mich?“ Nein, tat das mit Skype angewählte Gegenüber nicht und außerdem ist diese Frage genauso entbehrlich wie die, ob man schon schlafe. Bei Heiner-Müller stieg der Blutdruck und setzte einen Mechanismus in Gang, bei dem das komplette Blut dem Adrenalin wich, dessen literweise Ausschüttung am Ende von der schlechten W-Lan-Verbindung, gepaart mit der mangelnden Gelassenheit von Heiner-Müller, ausgelöst wurde. Und erst, als die Nebennieren wie trockene Rosinen an ihrem Mutterorgan hingen, beruhigte sich der Mann – kann aber auch daran gelegen haben, dass ihm nach mehreren Versuchen endlich eine vernünftige Verbindung gelungen ist. Und warum Heiner-Müller nicht einfach nur telefoniert hat, bleibt sein Geheimnis.
Wie wird wohl die Pflege von Web 2.0-Fans zukünftig aussehen? Wird dann mit Facebook zur Bewegungstherapie gerufen? Und besteht diese aus Bewegungsübungen für die vom SMS-Tippen kontrahierten Daumen-Gelenke? Laufen die Kartenspiele beim Gemeinschaftsabend online auf 40-Zoll-Monitoren? Ersetzt Twitter das schwarze Brett mit den Veranstaltungsankündigungen? Und wird die Pflegeplanung im Intranet gebloggt? Die Alten vernetzen – Heiner-Müller checked in Fußpflege via Gowalla. (Zi)