Reisen mit Köpfchen 3

Aktivreisen vorbereiten
Es ist wunderbar, wenn sich die Leute im Urlaub bewegen wollen. Im Trend liegen dabei Radreisen, vorzugsweise entlang von Flüssen. Elbe, Donau, Weser, Neckar und so weiter liegen voll im Trend. Gerade ich, als ein Hausarzt in Bewegung, sollte damit höchst zufrieden sein. Grundsätzlich bin ich das auch, aber es gibt einen Wermutstropfen an der Geschichte.
Radreisen und Skifahren
Mit den Radreisen im Sommer ist es manchmal wie mit den Skireisen im Winter. Da wird das ganze Jahr über kaum Sport getrieben, erst recht nicht im Winter, und dann heißt es: Ab in den Ski-Urlaub. Die Pisten rufen. Zurück zu Hause leidet man wochenlang unter Ischialgien, Schmerzen in den Knien oder, wenn es noch schlimmer gekommen ist, unter den Folgen eines Knochenbruches oder Bänderrisses. Körperlich vorbereitet hätte man eine Chance gehabt, einen solchen Urlaub besser zu überstehen.
Das Gleiche gilt für Radreisen. Da heißt es: „Herr Doktor, wir fahren von Passau nach Wien mit dem Fahrrad.“ Ich soll dann antworten: „Toll!“, weil ich ja so ein sportbegeisterter Arzt bin. Meine enttäuschende Antwort besteht aus einer Frage: „Und? Wieviel Rad sind Sie dieses Jahr schon gefahren?“ „Och, das bisschen, das habe ich doch immer hingekriegt.“ Aber man war nicht immer so alt, wie man gerade ist. Im Alter unter Mitte dreißig kann man dem Körper einiges zumuten, ohne dafür einen zu hohen Preis zu bezahlen. Mit dem Älterwerden wird unvorbereitete körperliche Belastung zur Gefahr.
Wenn Sport tatsächlich zu Mord wird
Ich habe Patienten erlebt, die mit ihrer privaten Wandergruppe den Rennsteig im Thüringer Wald erwandern wollten. Haben Sie früher immer gemacht. Knapp 170 Kilometer in einer Woche. Früher hieß – vor 20 Jahren, seitdem war eine Pause eingetreten. Als Tribut an ihr Alter von 60 Jahren und mehr, wollten die sechs Wanderer die Etappen halbieren, also insgesamt etwa 80-90 Kilometer wandern, statt Tagesetappen von 20-30 Kilometern, hieß das Etappen von 10-15 Kilometern. Drei meiner Patienten gehörten zu dieser Gruppe. Allen dreien hatte ich seit Jahren in den Ohren gelegen, sie sollten etwas für ihre körperliche Fitness tun. Das war nun das Resultat. Und kaum zu glauben – ohne Vorbereitung.
Das Ergebnis
Das Resultat war niederschmetternd: In einem Fall eine anhaltende Kreislaufkrise mit Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck. Im zweiten Fall ein über ein Jahr dauerndes Bandscheibenleiden, das allerdings nicht im Zusammenhang mit der Wanderung gesehen wurde. Das Leiden begann erst zwei Tage nach der Wanderung. Fall Nummer drei wurde ebenfalls krank, allerdings wage nicht einmal ich, einen ursächlichen Zusammenhang mit der Rennsteig-Wanderung sicher zu behaupten. Aber stutzig macht es einen als Arzt schon, wenn einem Patienten drei Monate nach völliger Erschöpfung ein schweres Krebsleiden ereilt.
Das besondere Fußballspiel
Lesen Sie zum Thema Überforderung auf Reisen in meinem Roman Namaste Indien! von einem skurrilen Fußballspiel in Leh, Ladakh, in 3500m Höhe über dem Meeresspiegel. Auf einem alten Poloplatz im Himalaja treffen deutsche Bergwanderer auf einheimische Bergbewohner. Lesen Sie von zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten.

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