Die ältere Frau Dürr will bei uns Medikamente holen kommen. Dazu hat sie eine ganze Liste vorbereitet, was sie gerne hätte. Alles rezeptpflichtige natürlich. Und sie hat kein Rezept mehr …
Jetzt ist es so, dass ich die Frau Dürr kenne – vor etwas über einem Jahr habe ich wegen ihr und den Medikamenten, die sie wollte, den Arzt angerufen, den sie als Hausarzt angegeben hat. Sie war noch nie bei uns uns mit einem Rezept und darum habe ich ihr nicht einfach einen Vorbezug gemacht (wie bei einer Stammkundin). Damals hat der Arzt gesagt: „Zuerst will ich sie sehen. Frau Dürr war seit über 2 Jahren nicht mehr bei mir und bevor ich sie nicht gesehen habe, verschreibe ich nichts!“
So etwas bleibt mir im Gedächtnis. Genauso wie der Vorfall, als sie vor etwa einem Monat total dehydriert in der Drogerie zusammenfiel und ich die Sanität rufen liess – da blieb ihr nichts anderes übrig als einen Arzt zu sehen – im Notfall nämlich.
Also war sie im Spital, wo man sie wieder aufgebaut hat, gründlich untersucht und sie dann mit einem Rezept und Spitexhilfe entlassen hat. Die Medikamente auf Rezept hat sie geholt – und dann noch einmal dasselbe etwas später. Das zweite Mal war reiner Goodwill von mir. Es ist ja so, dass die Spitäler meist kleine Packungen aufschreiben und dem Patienten sagen, er soll nachher zum Hausarzt gehen, der die Behandlung weiterführt. Jetzt hat sie das letzte Mal von mir nochmals je eine kleine Packung bekommen – ich darf auf einem Rezept in begründeten Ausnahmefällen die Medikamente einmal wiederholen.
Aber jetzt ist fertig – ich habe sie bei der Originalabgabe und bei der Repetition darauf hingewiesen, dass sie zum Arzt gehen muss, wenn sie mehr braucht. Darum bekommt sie jetzt keine mehr von mir. Da hilft alles „Aber ich brauche sie!“ und „sie sind schuld, wenn… „ nichts.
– Nein, Frau Dürr, offenbar sind sie immer noch nicht bei einem Arzt gewesen.
Das ist ein Arztbesuch, das ist keine Besteigung des Mount Everest! Was ist daran so schwierig? Ich helfe auch dabei. Denn als ich sie nochmals nach ihrem Arzt frage, nennt sie mir den gleichen wie früher – der hat aber inzwischen aufgehört – trotzdem frage ich bei dessen Nachfolger an. Der hat sie allerdings noch nie gesehen und verschreibt auch nichts, bis sie einmal dort gewesen ist …
Ein paar Tage danach bekomme ich ein Fax von der Spitex. Sie bräuchten Medikamente für die Frau Dürr. Ich rufe zurück und erkläre der Spitexfrau am Telefon, warum sie, bis ich ein neues Rezept habe, keine mehr von mir bekommen kann. Und dass der Arzt ihr kein Rezept ausstellt, bis er sie gesehen hat.
„Aber sie hatte einen Arzttermin heute!“ sagt die Frau von der Spitex – da tönt es aus dem Hintergrund: „Ja, aber sie hat sich geweigert zu gehen!“
Eben.