Die Blogbeiträge der letzten beiden Wochen haben uns zum Nachdenken gebracht. Wie es wohl sein wird im Alter? Wie werden sich die schmerzenden Gelenke einer 80-Jährigen anfühlen? Wie ist das, wenn man plötzlich kaum noch lesen kann? Werden tägliche Abläufe wirklich so viel schwieriger?
In der heutigen Gesellschaft, die sehr stark vom Anspruch, jung und fit zu sein geprägt ist, mangelt es oft an Verständnis für die älteren Mitmenschen. Jeder kennt es, wenn ein älterer Mensch an der Supermarktkasse langsam nach der Geldbörse greift, um dann jede Münze einzeln zu entnehmen. Bei den Wartenden dahinter ist die Geduld oft sehr kurz bemessen. Um sich in solche und weitere Situationen auf Seiten der Senioren hineinversetzen zu können, wurden Alterssimulationsanzüge erfunden. Damit wird ein 25-Jähriger körperlich "auf Probe" in einen 80-Jährigen verwandelt. Bewegungen fallen schwerer, Vermeidungshaltungen werden automatisch eingenommen und das Seh- und Hörvermögen nimmt ab.
Die Consulting Firma Meyer-Hentschel hat 2003 einen solchen Anzug entwickelt. Moderator Ranga Yogeshwar hat versucht, darin die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen. Er sagte hinterher:
"Zuerst erinnerte mich der Alterssimulator eher an einen Taucheranzug. Doch schon beim Treppengehen kam das "Feeling 70". An der Fahrplantafel konnte ich ohne Lesebrille nichts erkennen. Die erste U-Bahn, die einfuhr, habe ich nicht erwischt: Sie fuhr mir vor der Nase weg. Schnell merkte ich, wie sehr ältere Menschen einen Sitzplatz benötigen: Das Stehen strengte mich nämlich ganz schön an. Beim Warten auf die nächste Bahn kam ich mir vor wie auf einer kleinen Insel. Vom Drumherum hörte und sah ich wenig…
Die nächste Bahn habe ich dann erwischt. Auch der Einstieg klappte ganz gut, weil er ebenerdig war. Das werde ich wohl nie vergessen: Das Kleingeld aus der Börse zu fischen und den Automaten zu bedienen: Das war das Schwierigste für mich. In diesem Moment habe ich begriffen, wie schwer das für ältere Menschen ist."
Im März zeigte Stern TV das Experiment "Alt sein auf Probe". Im Rahmen des Projektes an der Universität Witten-Herdecke wurden Menschen im Alter von 23 bis 30 Jahren in solche Simulationsanzüge gesteckt, und merkten, wie schnell sie im Alter aufeinander bzw. auf Andere angewiesen sein könnten.
Es scheint, als könne man nach einer solchen Erfahrung tatsächlich mehr Verständnis für die Erschwernisse des Alters aufbringen, da man sie selbst "hautnah" im Anzug erlebt hat. Über die physischen Beschwerden hinaus werden den Probanden auch die emotionalen Folgen schnell deutlich. Doch kann ein Experiment dieser Art das spätere Leben wirklich simulieren? Wir im doctr-Team würden einen solchen Anzug auf jeden Fall gerne einmal ausprobieren.
Ohne Frage ist wichtig, bereits heute den Einschränkungen des Alters vorzubeugen. Ein paar Tips, um bis ins hohe Alter beweglich und unabhängig zu bleiben zeigt das folgende Video auf.
In diesem Sinne – allen Lesern ein bewegtes Wochenende!
Quellen und weitere Informationen:
Freefoto.com. Elderly People.
James, Kyle. (19. Februar 2003). Instant Aging with a Wearable Time Machine. Deutsche Welle
Meyer-Hentschel. Age Explorer®.
Stern TV. Experiment "Alt sein auf Probe".
Wolfsburg AG. Alterssimulationsanzug MAX.
ZDF Mediathek. Altersanzug: Selbst erleben bringt mehr.