Es grünt so grün – wie sieht ein nachhaltiges Krankenhaus aus?

/static/content/blog/doctr_nachhaltig_effizient_gruen_zeitgemaess.jpg

Die kranken Häuser

Die Gesundheitsversorgung der Patienten sollte die Priorität deutscher Krankenhäuser sein. Doch in vielerlei Hinsicht tragen Kliniken selbst zu den wachsenden Belastungen der Umwelt – und damit auch zur Schädigung der Gesundheit – bei. Die Produktion großer Abfallmengen, die Abführung der Sanitär-, Labor-, Röntgen-, Spül- und Küchenabwässer, die Nutzung von Gefahrenstoffen wie Desinfektionsmitteln oder Reinigungsmitteln und die Freisetzung von Luftschadstoffen bei der Energieerzeugung oder durch verdampfende Narkosegase sind nur einige Beispiele der Krankenhausproduzierten Umweltbelastungen.

Im Bewusstsein um diesen negativen Einfluss bemühen sich seit ein paar Jahren erste Kliniken auch in ihrem eigenen Interesse besonders stark darum, Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen.

Abfallproduktion

Mit knapp 1,2 Mio. t Abfall pro Jahr sind Krankenhäuser der fünftgrößte Müllproduzent in Deutschland. Neben krankenhausspezifischen Abfällen wie infektiösem Müll, Spritzen, Kanülen, Laborroutinematerialien oder Organabfällen haben etwa 90 Prozent des Abfalls hausmüllähnlichen Charakter.

Energieverbrauch

Ein deutsches Krankenhaus hat Energieausgaben von durchschnittlich 500.000 Euro pro Jahr. Diese Kosten machen in etwa zwei bis drei Prozent der Gesamtausgaben einer Klinik aus. Mit einer Erhöhung der Energieeffizienz ist es möglich, Kosten einzusparen und gleichzeitig die Umwelt zu entlasten.

Der Energieverbrauch in Krankenhäusern kann grob in die Kategorien Stromversorgung, Kälteerzeugung, Dampf und Preßluft, Klimatechnik und Brauchwasserversorgung unterteilt werden.

In den meisten deutschen Kliniken ist der Betrieb nicht an die heutigen Bedürfnisse angepasst. Besonders alte, ineffiziente Anlagen tragen stark dazu bei, dass die Energieausgaben so hoch sind. Die EnergieAgentur.NRW sagt dazu:

„In Krankenhäusern müssen in der Regel verschiedene Betriebsbereiche gleichzeitig mit Energie versorgt werden. Häufig handelt es sich um historisch gewachsene Gebäudekomplexe, die aufgrund von Umstrukturierungen, Stilllegungen und Zubau von Betriebseinheiten stark verändert wurden.“

Als Resultat haben sich die Anlagen stark von einer bestmöglichen Auslegung entfernt. Einsparungen werden durch eine Optimierung des Energieverbrauches möglich.

Das Fraunhofer Institut Umwelt-, Sicherheits-, Energietechnik UMSICHT hat 2007 die Situation in 20 Krankenhäusern in Deutschland untersucht. Ergebnis der Untersuchung war unter anderem, dass der Kälte- bzw. Strombedarf nicht von der jeweiligen Bettenzahl, sondern vielmehr vom klimatisierten Volumen abhängig ist. Neue Anlagen können die Energieeffizienz deutlich steigern.

Energieeffizienz

Grundsätzlich sind bei der Energie Einsparungen von bis zu 30 Prozent möglich. Die Asklepios Kliniken Gruppe strebt im gemeinsamen „Green Hospital“ Projekt mit GE Healthcare sogar ein 30-30-30-Modell an. Das heisst, der Wirkungsgrad der Energieerzeugung soll um 30 Prozent gesteigert werden, der Energieverbrauch um 30 Prozent gesenkt werden und der Anteil erneuerbarer Energien im Energiemix auf 30 Prozent ausgebaut werden. Dass es sogar noch grüner geht, zeigt ein amerikanisches Krankenhaus. Das Muskogee Community Hospital in Oklahoma wurde bereits mit dem Anspruch geplant, den Energy Star der US-Umweltschutzbehörde für besonders hohe Energieeffizienz zu erhalten. Über einen 30-prozentigen Anteil erneuerbarer Energie hinaus wird in der Klinik auch geothermale Energie verwendet. Es ist das einzige Krankenhaus in den USA, das zu 100 Prozent mit Erdwärme heizt und kühlt, was signifikante Einsparungen bei den Energiekosten zur Folge hat.

Grüner wird’s nicht? Energie sparende Krankenhäuser in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es eine Ehrung für besonders energieeffiziente Kliniken. Seit 2001 werden grüne Krankenhäuser mit dem BUND Gütesiegel „Energie sparendes Krankenhaus“ ausgezeichnet. Seit dessen erster Vergabe vor neun Jahren wurden insgesamt 29 Krankenhäuser damit ausgezeichnet, neun davon erwarben das Siegel nach Ablauf der fünfjährigen Vergabedauer bereits erneut. Derzeit tragen 23 deutsche Krankenhäuser die Auszeichnung „Energie sparendes Krankenhaus“.

Durch die Auszeichnung wird das Engagement des Krankenhauses in den Bereichen Energieeffizienz und Klimaschutz der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Andere Häuser sollen dadurch angeregt werden, sich ebenso zu engagieren. Besonders wichtig ist sicherlich die Unterstützung, die die Krankenhausleitung bei der Umsetzung durch BUND erfährt.

Treibhausgase

Nach neuesten Erkenntnissen tragen Krankenhäuser über ihren Energieverbrauch und ihre Müllproduktion hinaus auch mit volatilen Anästhetika zum Klimawandel bei. Wie in der Juni-Ausgabe der amerikanischen Zeitschrift Anesthesia & Analgesia veröffentlicht wurde, sind inhalierte Narkosemittel anerkannte Treibhausgase. Zu diesem Schluss kamen die amerikanische Anästhesistin Dr. Susan M. Ryan und der norwegische Computerspezialist Claus J. Nielsen in ihrem Artikel Global Warming Potential of Inhaled Anesthetics: Application to Clinical Use.

Demzufolge trägt ein ausgelastetes Krankenhaus im Jahr je nach Art des Anästhetikums in etwa so sehr zum Klimawandel bei wie die Emissionen von 100 bis 1200 Autos.

Sevofluran, Isofluran und Desfluran, die drei am häufigsten verwendeten inhalierten Anästhetika, gehören zu den anerkannten Treibhausgasen. Bisher wurde ihre Wirkung auf die Umwelt jedoch nicht untersucht, da sie als medizinisch notwendig gesehen wurden. Desfluran hat laut der Untersuchung den größten Einfluss auf die Umwelt.

Ein gesunder Mensch kann nur in einer gesunden Umwelt existieren. Gerade deshalb ist das wachsende Engagement deutscher Krankenhäuser und ein steigendes Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Umwelt wünschenswert.

In diesem Sinne allen Lesern ein gesundes Wochenende.

Quellen und weitere Informationen:

Das Energieportal. (09. Januar 2008). Energieeffiziente Krankenhäuser im Fokus.

Einfach Grün. (31. August 2009). Das erste grüne Krankenhaus entsteht.

EnergieAgentur.NRW. (2010). Energieeffizienz in Krankenhäusern.

Energynet. (05. Oktober 2009). Strategischer Ansatz für vorbildliches grünes Krankenhaus.

Fraunhofer UMSICHT. (17. September 2007). Energieeffiziente Krankenhäuser: Messergebnisse und Erfahrungen aus 20 Krankenhäusern.

Gesundheitswirtschaft.info. (20. April 2009). "Grünes" Krankenhaus setzt auf energiesparende Netzwerkprodukte von Extreme Networks.

Yahoo!News (08. Juli 2010). Anesthetics Could Add to Global Warming.

linno1234. Healthcare House Stock Photo. Stockvault.net

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *