Trinken, trinken, trinken – so lautete bisher der Rat der Ernährungsspezialisten, vor allem im Sommer. Wie viel Wasser ist wirklich gut?
Trinken, trinken, trinken, so lautete bisher der Rat der Ernährungsspezialisten, vor allem im Sommer. Aber wie viel Wasser ist wirklich gut? Ernährungswissenschaftler sehen den grossen, nationalen Durst mit Skepsis. Neue Studien besagen, dass zu viel Wasser genauso ungesund ist wie zu wenig.
Bei normalen Temperaturen liegen die offiziellen Empfehlungen weit unter den beschworenen zwei bis drei Litern täglich. Bei hohen Temperaturen raten die Mediziner zwar zu reichlich Flüssigkeit, aber zu salzhaltigen Getränken wie Mineralwasser oder Ayran – einem Gemisch aus Joghurt, Wasser und Salz. Denn zu viel Wasser, so die Forscher, lasse die Salzkonzentration der Körperflüssigkeiten kippen. Dass die Übergänge vom gesunden Salzhaushalt zum gefährlichen Mangel fliessend sind, zeigten US-Forscher vor drei Jahren bei einer Studie mit Marathonläufern: Der Salzmangel führte zu Muskelkrämpfen und in gravierender Form sogar zu Bewusstlosigkeit.
So sieht die Deutsche Gesellschaft für Ernährung in Bonn 1,5 Liter am Tag als sinnvolles Mass für Erwachsene an. Für Kinder empfiehlt sie einen Liter pro Tag, bei schweisstreibender Hitze und Sport allerdings das Doppelte. Einen Teil seines Durstes stillt der menschliche Körper auch aus halbflüssigen und festen Nahrungsmitteln: aus Obst, Gemüse oder aus Suppe. Den Rest bestreitet der Mensch aus seinem Stoffwechsel – dabei fällt „Oxidationswasser“ an, das ebenfalls den Körper speist. Unterm Strich kommen die Mediziner auf 2,6 Liter, die die Niere täglich spülen.
Zu wenig zu trinken ist vor allem für jene Menschen gefährlich, deren Körper sich nicht mehr einwandfrei reguliert, wie zum Beispiel bei einigen alten Menschen. Auch hierzulande kommt es immer wieder vor, dass ältere Menschen lebensbedrohlich austrocknen. Jährlich kommt die Statistik in Deutschland im Durchschnitt auf rund 300 Fälle dieser Art, 300 ältere Menschen, die ins Krankenhaus müssen, weil sie zu wenig trinken. Ein uralter Handgriff zeigt den Wasserstand des menschlichen Körpers an: der Hautfaltentest. Ist die Haut geschmeidig, ist alles gut: Hier wurde genug getrunken.
Quelle: WELT ONLINE