Lieblingseinweisungsdiagnose AZ-Verschlechterung

Die 92-jährige Edda G. kommt aus dem Pflegeheim in die Klinik gerollt. Auf dem rosa Zettel findet sich meine Lieblingseinweisungsdiagnose “AZ-Verschlechterung”. Na klar, was auch sonst. Edda G. lässt sich natürlich nicht anamnestizieren, da sie dement ist. Ein Pflegebericht ist zwar dabei, aber es sind nur die Medikamente und ein paar Vorerkrankungen vermerkt, kein Wort zum aktuellen Problem. Die Sanis wissen auch nichts dazu…
Ich weiß ja nicht ob es zu viel verlangt ist, aber ein kleines bisschen mehr Gedanken könnte man sich als Hausarzt doch machen. Ich verlange ja nicht, dass man da draußen irgendwelche ausgeklügelten seltenen Diagnosen stellt, aber man könnte zumindest einen Verdacht äußern. Mit „Infekt“ oder „Exsikkose“ oder „Atemnot“ oder Ähnlichem ist uns doch schon geholfen, das lässt zumindest grob die Richtung erahnen…
Edda G. hat kein Fieber und auch keine stehenden Hautfalten. Sie spricht nicht mit mir. Ganz glücklich sieht sie nicht aus. Das Lüften der Bettdecke fördert ein Riesenhämatom an der rechten Hüfte zu Tage, das Edda G. bei der leisesten Berührung schmerzt. Das Bein ist im Vergleich zur Gegenseite außenrotiert. Ich habe ja nicht den blassesten Dunst von Unfallchirurgie, aber sogar mir fällt da was Besseres als „AZ-Verschlechterung“ als Verdachtsdiagnose ein…

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