einblicke in die psyche eines kindes erhält man oft nur schwerlich. jeder sieht so manches an den eigenen kindern, viele meinen, im verhalten anderer kinder alles daraus zu lesen. und doch ist das schwerer als bei erwachsenen.
wenigen filmen gelingt es, kindergedanken so darzustellen, wie sie authentisch sind. amerikanische schaffen das gar nicht, zuviel wird hier mit erwachsenengedanken verwoben, kinder müssen gross sein, abenteuer bestehen und probleme lösen, denen sie meist in realite nicht gewachsen sind. kinderfilme wiederum entstehen aus der fantasie der grossen, welche die fantasie der kleinen anregen sollen. das gelingt mal, oft auch nicht. viele fantasien der kinder entstehen oft aus den fantasien der drehbuch- oder buchautoren.
jetzt habe ich einen film gesehen, der um die psyche der kinder kreist. sein thema ist eigentlich ein anderes. es soll – wie oft – um unsere vergangenheit gehen, vielmehr um die vergangenheit unserer groß- oder urgroßeltern (je nach baujahr). er wirkt wie ein roman, vordergründig vielleicht sogar wie ein krimi. der ich-erzähler erzeugt für den zuschauer den nötigen abstand.
und trotzdem: vor allem dreht es sich um die kinder. und die familien. und die abhängigkeiten der schutzbefohlenen im wirklich wahrsten sinne dieses wortes. und der mißbrauch dieser abhängigkeit. es geht auch um die naiven gedankengänge von kinder, deren unschuld in der handlung vertan wird, weil sie gedanken in handlungen zu ende führen, die ins verderben führen. obwohl sie in ihrer kindlichen konsequenz unausweichlich sind.
es geht auch um die verbrechen, die eltern ihren kindern antun. nicht nur körperliche, sondern vor allem auch die seelische gewalt im alltäglichen. und man erahnt die konsequenz, mit der auch diese eltern handeln, weil sie auch von ihren eltern mutmaßlich so behandelt wurden.
jedem, der diesen film sieht, ist bewußt, dass es – gott oder wer auch immer bewahre – heute anders zu geht. aber unbedingt besser? man entrüstet sich über den erziehungsstil der vergangenheit, und trotzdem ist manchen eltern anzumerken, dass streuspuren dieser erziehungsstile auch in der heutigen zeit noch gelebt werden. oder deren perfiden gegenmodelle.
kein film für leichte stunden, kein film fürs popcorn im fernsehsessel. tränen entstehen in den szenen, wenn kinder sich wie kinder verhalten, fragen wie kinder, und sich verhalten wie kinder. dann ist der film zeitlos und rührt am meisten. und die tränen werden zu einem kloß im hals, wenn eltern aus diesen kindern bereits erwachsene machen wollen, denn nichts anderes ist die gestrige erziehung.
jedem, der an der psyche des kindes interessiert ist – nicht umfassend, das ist filmisch auch nicht zu stemmen – sehr zu empfehlen: das weisse band.