Die Fettwegspritze ist eine weitherum bekannte und populäre Methode zur Reduktion lokaler Fettpolster. Ein Deutsches Forscherteam hat nun den genauen Wirkmechanismus entschlüsselt.
Die Wohlstandsgesellschaft spuckt tagtäglich mehr Übergewichtige aus. Kein Wunder also, spriessen Methoden zur Fettreduktion wie Pilze aus dem Boden. Eine dieser Methoden hat in den letzten Jahren besonders Furore gemacht: die Injektions-Lipolyse mit Phosphatidylcholin, in der Boulevardpresse gerne als Fett-weg Spritze bezeichnet.
Phosphatidylcholin ist eine fettlösende Substanz, die aus Soja gewonnen und bei der Injektions-Lipolyse direkt in das Unterhautfettgewebe gespritzt wird. In Europa ist Phosphatidylcholin lediglich in drei Ländern offiziell zugelassen (Italien, Deutschland, Tschechien). Allerdings ist es in keinem dieser Länder offiziell zur subkutanen Injektion im Rahmen der Fett-weg Spritze zugelassen, weil gezielte Wirkstudien bislang gefehlt hatten. Dies hat nun eine Deutsche Forschergruppe um Jens Jordan nachgeholt.
In einem Gemeinschaftsprojekt der Medizinischen Hochschule Hannover und dem Berliner Charité Krankenhaus wurden menschliche Präadipozyten (Vorstufen von Fettzellen), ausgewachsene Adipozyten (Fettzellen), Muskelzellen und Epithelzellen zusammen mit Phosphatidylcholin inkubiert. Dabei fanden die Forscher heraus, dass der überwiegende Teil der Fettzellen direkt durch Phosphatidylcholin zerstört wurden. Unglücklicherweise haben sich von all den untersuchten Zelltypen die ausgewachsenen Fettzellen als die resistentesten gegen die Wirkung des Phosphatidylcholins erwiesen. Diese Tatsache mag mit ein Grund dafür sein, dass der klinische Effekt der Fett-weg Spritze in der Regel erst nach mehrmaliger Behandlung sichtbar wird.
Der Erfolg der Fett-weg Spritze scheint also in erster Linie auf einer direkten lokalen Fettzell-Zerstörung zu basieren. Ob dabei Fett in die Blutbahn gelangt wurde nicht untersucht. Die Autoren betonen allerdings in Anbetracht der Tatsache, dass Muskelzellen und andere Bindegewebszellen deutlich stärker auf den zerstörenden Effekt von Phosphatidylcholin angesprochen haben als die Fettzellen selbst, dass die Fett-weg Spritze nur in der Hand von geübten Fachkräften eingesetzt werden sollte, wenn überhaupt. Eine generelle Empfehlung der Therapie zur Reduktion lokaler Fettpolster scheint ihnen zum jetzigen Zeitpunkt aus wissenschaftlicher Sicht noch verfrüht.