Nachdem Rimonabant (Handelsname Acomplia), der Hoffnungsträger unter den neuen Abspeckmedikamenten, wegen erhöhter Selbstmordrate vom Markt genommen werden musste, glaubte man die Stoffklasse schon verloren. Jetzt haben Forscher einen Nachfolger entwickelt, der das Hirn weniger beeinflussen soll.
Übergewicht ist ein Problem, das ca. 60% der westlichen Bevölkerung betrifft. Kein Wunder, stecken Pharmafirmen weltweit Hunderte von Millionen in die Erforschung neuer Wirkstoffe, die eine sichere und effiziente medikamentöse Gewichtsreduktion garantieren sollen. Rimonabant, ein sogenannter Cannabinoid Rezeptor Hemmer, war die Hoffnung der letzten Jahre, bis er 2008 schliesslich vom Markt genommen werden musste, weil die behandelten Patienten in einigen Fällen Depressionen bis hin zu Suizidgedanken entwickelten.
Nun solls ein Nachfolger richten. Wie Dr. Christian E. Elling, Vizepräsident der 7TM Pharma A/S in Hoersholm auf dem International Congress on Obesity in Stockholm erläuterte, hat der neue Wirkstoff TM38837, ebenfalls ein Cannabinoid Rezeptor Antagonist, gerade erfolgreich die Phase I Studie durchlaufen.
Im Tierversuch hat TM38837 ähnlich gute Abnehmerfolge gezeigt wie Rimonabant. Auch den hoch geschätzten positiven Effekt auf den Zuckerstoffwechsel konnte der Wirkstoff der zweiten Generation erzielen. Ein erster Test an 48 übergewichtigen menschlichen Probanden hat nach Angaben der Wissenschaftler die Verträglichkeit und die Sicherheit des neuen Wirkstoffs bestätigt. Als Nebenwirkungen wurden von den Probanden lediglich leichte Bauchschmerzen, Durchfall oder Übelkeit angegeben. Diese Nebenwirkungen waren auch für Rimonabant bekannt, galten aber als normale Begleiterscheinung – im Gegensatz zum Psycho-Effekt. Anders als Rimonabant kann TM38837 die Blut-Hirn-Schranke nämlich nur schlecht überwinden und beeinflusst die Hirnchemie daher kaum. Die Forscher hoffen nun, dass eine Phase II Studie ähnlich günstige Ergebnisse liefert.