„Hygiene-Skandal“, Patientensicherheit und Qualitätsmanagement

Tote Babys im Mainzer Krankenhaus – die Nachricht war ein Schock und macht bestürzt und betroffen. Und wenn so etwas Schreckliches geschieht, schreien die Medien auf, und die Politik fordert ein schärferes Gesetz. Vom Hygiene-Skandal wird geschrieben, dabei weiß noch niemand, wie im vorliegenden Fall die Bakterien in die Infusion gelangt sind. Und die Politik verlangt neue Hygiene-Vorschriften. Dabei hätte eifriges Händewaschen in diesem Fall wahrscheinlich nichts verhindern können.

(Wohlgemerkt Die Hygiene-Problematik, die nosokomialen Infektionen, sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Doch jeder, der zuhause mit Desinfektionsmitteln putzt, jeder, der leichtfertig Antibiotika schluckt, solange der Schmerz akut ist, trägt sein Schärflein bei zu wachsenden Resistenzen.)

Patientensicherheit im Krankenhaus und in Arztpraxen ist ein fundamentales Thema. Deshalb haben wir unsere jährliche Studie zum Qualitätsmanagement (QM) in der ärztlichen Praxis ausgeweitet und den Aspekt Patientensicherheit mit einbezogen. Die Studie ist gerade erschienen. Und die Ergebnisse – auch das kann ja mal bei einer repräsentativen Studie passieren – erfreuen mich: Rund die Hälfte der Ärzte (46 Prozent) berichtet, dass die Einführung eines QM-Systems in die Praxis die Patientensicherheit verbessere. Nur 17 Prozent sehen dagegen einen negativen Effekt, weil QM die Arbeitsabläufe verkompliziere. Beim Sicherheitsmanagement wird die Einschätzung der Ärzte noch deutlicher: Hier erkennt die Hälfte aller Befragten (49 Prozent) positive Wirkungen, lediglich fünf Prozent beurteilen QM negativ.

QM ist immer noch kein Allheilmittel, sondern lediglich ein Handwerkszeug. Und auch ohne formalisiertes QM wurde schon zuvor in vielen Praxen akkurat und strukturiert gearbeitet. (Gerade dort ist natürlich der Zuwachs durch QM eher gering, da das Niveau auch zuvor schon hoch war.) Doch per Saldo zeigen die Ergebnisse, dass Ärzte bereit sind, QM als Werkzeug anzuerkennen; obwohl es anfangs auf breiter Front ungeliebt war. Und auch als Feind vermeidbaren Dirigismus muss ich zugestehen: Wenn es die Patientensicherheit in einer großen Zahl der Praxen fördert, dann rechtfertigt das im konkreten Falle auch eine Vorschrift von oben.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *