Lockprämien für Ärzte

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Im Kontext des zunehmenden Ärztemangels mit rund 20.000 ausscheidenden Ärzten in den kommenden zehn Jahren wirbt ein kleines Krankenhaus in der Lüneburger Heide mit einer so genannten Lockprämie um Nachwuchsärzte. Das Heidekreis-Klinikum in Soltau und Walsrode zahlt jedem neuen Assistenzarzt der Klinik eine einmalige Pauschale von 4.000 Euro.

Eine solche Zuwendung wird in Medizinerkreisen heftig diskutiert. Während sich die Ärzteverbände Hartmannbund und Marburger Bund für die Prämie einsetzen, ist die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft gegen die einmalige Zahlung. Ihr Verbandsdirektor Helmut Fricke sagte Ende letzter Woche dazu:

„Wir haben Tarifverträge, die wir mit den Prämien konterkarieren.“

Darüber hinaus ist die Zuwendung nach Meinung der Krankenhausgesellschaft nur ein kurzfristiger Anreiz für Bewerber. Um mehr Nachwuchs zu gewinnen, der den Ärztemangel ausgleichen soll, müssten sich vielmehr die Rahmenbedingungen ändern und arbeitnehmerfreundlicher werden.

Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Prof. Kuno Winn, sieht die Lockprämie dagegen als legitimes Wettbewerbsmittel in Zeiten des Mangels an Ärzten. Seiner Meinung nach wird der Kampf um Ärzte jedoch nicht allein mit einer solchen Prämie gewonnen werden, da bei der Standortentscheidung junger Ärzte etliche Faktoren eine Rolle spielen. Nachwuchsärzte fordern in zunehmendem Maße eine hohe Lebensqualität und die Möglichkeit, Kind und Karriere vereinbaren zu können – beispielsweise mit individuellen Arbeitszeitregelungen. Insbesondere Kliniken und Praxen in ländlichen Gebieten haben aufgrund fehlender Infrastruktur daher häufig das Nachsehen bei der Besetzung freier Stellen mit jungen Ärzten.

So berichtete der Spiegel bereits vor zwei Jahren:

„In der Tat schrecken Nachwuchsdoktoren oft vor dem wenig attraktiven Arbeitsalltag als Landarzt zurück – welcher zwar auf dem Land ebenso ernüchternd bürokratisch ist wie in der Stadt, aber noch unbequemer. Als Arzt auf dem Dorf hat man kaum geregelte Arbeitszeiten, muss immer ansprechbar sein. Eine Praxis auf dem Land ist zudem weniger lukrativ, da in ländlichen Regionen weniger Privatpatienten als in der Stadt leben.“

Die Lockprämie der Klinik in der Lüneburger Heide scheint bundesweit ein Einzelfall zu sein. Es gibt kein flächendeckendes Angebot, um Nachwuchsärzte aus den Städten in Krankenhäuser auf dem Land zu locken.

Bisher bestehende Anreize für Nachwuchsärzte umfassen etwa eine durch das Krankenhaus organisierte Kinderbetreuung oder Zuschüsse. Seit dem Wintersemester 2008/2009 werden von den Kassen, der Kassenärztlichen Vereinigung und dem Freistaat Sachsen bundesweit Medizinstudenten finanziell gefördert, die bereit sind, nach Studium und Weiterbildung zum Allgemeinmediziner eine Praxis in einem unterdurchschnittlich versorgten Gebiet Sachsens als Hausarzt zu übernehmen. Einen Tag pro Monat soll der Stipendiat bereits während des Studiums den Alltag bei einem als Mentor handelnden Hausarzt kennenlernen. Hält er seine Verpflichtungen nicht ein, muss er die Fördersumme von maximal 19.200 Euro zurückzahlen.

Doch Geld scheint nicht alles zu sein – bereits seit 2004 sucht die Kleinstadt Görzke im westlichen Brandenburg einen Hausarzt. Und das, obwohl die Gemeinde einem potentiellen Nachwuchsarzt die kostenfreie Praxisübernahme mit vollständiger Patientenkartei, fünf Jahre mietfreien Räumen und einer Finanzspritze von 150.000 Euro anbietet.

Quellen und weitere Informationen:

dpa. (07. August 2010). Lockprämien für Ärzte die Ausnahme. Potsdamer Neueste Nachrichten.

Gempis, Val. Kind beim Arzt. Wikimedia.

GKV Spitzenverband. (06. August 2010). Hartmannbund verteidigt Lockprämien für Ärzte.

Heitkamp, Sven. (23. Mai 2008). Stipendien für Medizinstudenten. Lausitzer Rundschau.

Meiritz, Annett. (25. März 2008). Zu wenig Nachwuchs: Massenruhestand verursacht alarmierenden Ärztemangel. Der Spiegel.

Nordwest Zeitung. (07. August 2010). Lockprämien für Mediziner kritisiert.

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