Star-Bloggerin des Tages: Josephine

In unregelmäßigen Abständen werde ich an dieser Stelle andere Bloggerinnen und Blogger vorstellen. Dabei interessiert mich an erster Stelle die Person, die hinter diesem Blog steht und wie sie sich und ihre Rolle im Gesundheitswesen sieht. Den Anfang macht Josephine, die wohlbekannte Heldin im Chaos. – Aber genug der Vorrede, geben wir ihr selbst das Wort:

Du bist Gynäkologin. Was fasziniert Dich an diesem Fach?
Zum einen – ganz praktisch gesehen – die Vielseitigkeit. In der Gyn gibt es quasi nichts, was man nicht machen kann – operieren, niederlassen, Geburtshilfe, Endokrinologie, Fortpflanzungsgedöns, Forschung, Onkologie, Sonographie – da ist wirklich für jeden was dabei. Mütter mit Kindern (also – andere Mütter als ich ;) ) lassen sich gerne in einer Gemeinschaftspraxis mit 1 bis vielen Kollegen nieder, und wenn du es richtig anstellst, kannst du 10 bis 20 Stunden pro Woche toll arbeiten (z.B. Schwangerschaftsvorsorge bis der Arzt kommt, IVF, spezielle Onkologie, alles was du willst) und dich den Rest der Zeit um deinen Nachwuchs kümmern. Wochenenden + Feiertage selbstredend frei. Als ambitionierte Streberärztin bleibst du in der Klinik und operierst bis zum umfallen, oder – wenn du mehr auf die No-Risk-No-Fun-Nummer stehst – suchst dir was feines geburtshilfliches aus. Selbst auswandern oder die Teilnahme an Hilfsprojekten (Ärzte ohne Grenzen, Ärzte für die dritte Welt) ist mit dieser Fachrichtung kein Problem. Und all das tröstet dann auch ein wenig über den wahrscheinlich größten Kontrapunkt der Gynäkologie hinweg: Bis auf sehr, sehr, sehr wenige Ausnahmen ausschließlicher Umgang mit FRAUEN!!! Dessen sollte man sich dann doch bewußt sein… ;)

Wie sieht Dein absoluter Traumjob aus?
Mein derzeitiger Job wäre eigentlich nur noch durch die Verschiffung der kalifornischen Pazifikküste vor die Tore meiner Stadt zu toppen. Ansonsten bin ich völlig und rundum zufrieden! Ich hab einen großartigen Chef, in unserem Krankenhaus arbeitet durch die Bank weg nettes Personal (okay, ausnahmen gibt es immer und überall), ich kann meine Arbeitszeit flexibel einteilen – nein, im Moment gibt es fast nichts, was ich gerne ändern möchte.

Für wie realistisch hältst Du das?
Wie man sieht – alles ist möglich :)

Wo siehst Du Dich in 10, 20, oder 30 Jahren?
Wenn alles so bleibt, wie es jetzt ist, werde ich in den nächsten Jahren wohl eine Oberarztstelle an meiner Klinik angeboten bekommen. Und die werde ich dann ausfüllen, bis ich

  • a. keine Lust mehr habe oder
  • b. wegrationalisiert werde
  • Ernsthaft – ich kann mir im Moment nicht vorstellen, mich irgendwann in irgendeiner Praxis ohne OP und Geburtshilfe wieder zu finden. Da müßte schon ein wirklich SEHR GUTES Angebot vorbei geflattert kommen, außerdem mindestens 2 Kollegen, mit denen die Chemie bis zum letzten Molekül stimmt, denn allein in einer Mittelstadtpraxis zu hocken und tagein-tagaus nichts anderes zu machen, als 50 Abstriche am Tag und hin und wieder mal eine Schwangerschaftsvorsorge – nee, mein allergrößter Alptraum!!!

    Du schreibst, Du hast drei Kinder. Wie bringst Du Beruf und Privatleben miteinander unter einen Hut?
    Ich arbeite Teilzeit, mein Mann ist beruflich sehr flexibel unterwegs und die Kinder sind schon groß. Früher hatten wir Hortunterbringung und außerdem ein großes soziales Netz, in das man sich fallen lassen konnte, wenn es brannte (Kinder krank, Kindergartenurlaub, schulfreie Tage, etc. pp.). Wichtig ist, daß die ganze Familie zusammen anpackt, daß man sich außerdem genügend gemeinsame Zeit frei schaufelt, und diese dann auch ausreichend auskostet. Ich arbeite gerne, aber es wäre für mich persönlich im Moment nicht vorstellbar, ganztags zu arbeiten, da ich das Gefühl hätte, nicht ausreichend Zeit für so lapidare Dinge wie Mama-Taxi, Teilnahme an Schulaufführung und Sportveranstaltungen oder Engagement in Schule und Verein zu haben. Außerdem gibt es auch für mich ein Leben außerhalb des Jobs, und meine Hobbies sind mir – ausgleichstechnisch – enorm wichtig.

    Wie anfällig bist Du für Burnout?
    Gar nicht.

    Warum nicht? Wie schützt Du dich davor?
    Ich mache was ich liebe und ich liebe was ich mache. Burnout ausgeschlossen. Und wenn das irgendwann mal nicht mehr der Fall sein sollte, werde ich überlegen, wie ich wieder an o.g. Punkt (ich mache, was ich liebe…) zurück kommen kann :)

    Angenommen, heute Nacht erscheint Dir eine gute Fee und gewährt Dir drei Wünsche – auf Deinen Beruf und das Gesundheitssystem bezogen. Was wünschst Du Dir?
    Angemessene Bezahlung meiner Arbeit, bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen insgesamt gesehen, um endlich wieder ausreichend medizinischen Nachwuchs rekrutieren zu können – und die Frauen sollten wieder MEHR KINDER BEKOMMEN!!! :)

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