Wenn dem Retter der Anwalt droht

Hubschrauberrettung – Rettung unter Einsatz des eigenen Lebens
Ich war selbst jahrelang in einer Klinik direkt in Alpennähe mit Hubschrauber-Notarzt tätig. Oft habe ich die Kollegen bewundert, wie sie nicht selten unter Einsatz der eigenen Gesundheit Verletzte und in Not Geratene aus schwierigsten Verhältnissen oft mit Bergetau versorgten und retteten. Nie werde ich die Gedenktafel an die vor Jahren komplett tödlich verunglückte Rettungshubschrauber-Besatzung denken, die in der Eingangshalle jener Klinik hing.

Éigenartige Dankbarkeit
Mit Fassungslosigkeit und Wut erfüllt mich deshalb diese Nachricht, die ich gestern in der Zeitung las: am Watzmann lösten Bergsteiger einen Notruf aus, um Hilfe für drei andere ihrer Gruppe zu holen, wobei einer als verletzt, die anderen als erschöpft gemeldet wurden. Mit einem speziellen nachtflugfähigen Hubschrauber wurde die Rettungsmannschaft im Gebiet abgesetzt und suchte dort um 22 Uhr nachts eine Stunde lang vergeblich in schwierigstem Gelände. Erst spät wurden die Gesuchten entdeckt, die sich selbst ins Tal aufgemacht hatten und auf die Rufe der Suchmannschaft absichtlich nicht geantwortet hatten. Gegen Mitternacht trafen alle gemeinsam bei einer Hütte ein. Als der Rettungsdienst die Personalien der Betroffenen aufnehmen wollte, wurde dies verweigert. “Keine Auskunft ohne Anwalt” war die Antwort.

Ich kann mir gut vorstellen, dass der ein oder andere Rettungsdienstler seinen Job an den Nagel hängen wird, wenn das so weitergeht. Auch mir fehlen hier die Worte. Aber in abgeschwächter Form erlebt man dies in diesem Beruf leider tagtäglich. Dankbarkeit wird immer seltener, es regieren Anspruchsdenken, Profitgier und Geiz.

Einsortiert unter:Kranke Gesundheitspolitik, Praxislust – Praxisfrust (Alltag) Tagged: Bergrettung, Luftrettung, Notarzt

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