Wie Chirurgen sterben (Teil 5)

Telefon klingelt, Pforte ist dran, Gespräch von draußen.
„Darf ich durchstellen?“
„Wer denn?“
„Ein Herr Großbaum!“
„Aha?“
„Ich stell’ denn mal durch!“
Pause.
„Ja?“
„Ja!“
„Äh… ja…?“
„Herr Doktor? Bin ich richtig verbunden?“
„Mit wem spreche ich denn?“
„Ja, Großbaum, ich wollte mich mal nach meinem Vater erkundigen!“
Mir wird siedend heiß. Vorsicht, dünnes Eis! Hieß es denn nicht, der hätte keine Angehörigen mehr?
„Äh… ja… was wissen Sie denn bislang?“
Die Stimme am anderen Ende der Leitung wird etwas ungeduldig.
„Hören Sie, mein Vater liegt seit zwei Wochen bei Ihnen liegt mit metastasierendem Bronchialkarzinom und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung im Terminalstadium. Und letztens haben Sie ihm…“
Aha, der kennt sich aus!
„Ähem… ich nehme an, Sie sind Kollege?“
„Mein Name ist Thomas Großbaum, ich bin Professor am Lehrstuhl für…“
„Ist schon gut, Entschuldigung. Also, was Ihren Vater betrifft: der Zustand ist stabil, natürlich in Anbetracht der Gesamtsituation, die Ihnen ja bekannt ist…“
„Hmmm.“
„Möchten Sie selbst mit ihm sprechen?“
„Oh, das geht?“
Die Stimme klingt erfreut.
„Natürlich geht das. Sie können ihn auch besuchen, wenn Sie möchten!“
Kleiner Wink mit dem Zaunpfahl.
„Hmmm. Hmmm. Mal sehen…“
Die Stimme klingt ein wenig verlegen.
„…aber wenn Sie mich durchstellen könnten…“
Wieder mal ein gutes Werk getan.
Denke ich mal.

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