Manchmal ist es peinlich, zum Arzt zu gehen.
Herr Krause ist ein Mann in den besten Jahren. Seit einiger Zeit klappt es nicht mehr so richtig im Bett. Dagegen helfen die berühmten blauen Pillen. Aber die sind rezeptpflichtig und jetzt fragt sich Herr Krause schon seit Wochen, wie er die Sache angehen soll.
Denn eines ist klar: Mit seinem Hausarzt möchte er darüber nicht reden. Nicht, dass Herr Krause dem nicht über den Weg trauen würde: im Gegenteil. Man kennt sich und vertraut einander seit Jahrzenten. Trotzdem: Schweigepflicht hin und her… muss der Hausarzt wirklich alles wissen?
Herr Krause hat sich belesen. Er weiß alles über die verschiedenen Mittel auf dem Markt, ihre Wirkungen und Nebenwirkungen und worauf man achten muss. Alles was ihm fehlt ist ein Rezept.
Im Internet tummeln sich tausende von mehr oder weniger dubiosen Versandhändlern, welche alle Arten von Potenzmitteln ohne Rezept zum Verkauf anbieten. Alles was man braucht ist eine Kreditkarte und eine gehörige Portion Leichtsinn.
Aber so blöd ist Herr Krause nun auch wieder nicht.
Lässt sich der der Arztbesuch also wirklich nicht vermeiden?
Würde Herr Krause in Großbritannien leben, dann gäbe es eine Alternative:
Eine große Apotheken-Kette bietet einen Online-Beratungsdienst durch echte Ärzte an. Alles ganz Easy: Auf der Webseite von Llyods Pharmacy kann man sich registrieren, dann füllt man einen Fragebogen aus und erhält – gegebenenfalls nach Rückfragen – ein echtes Rezept, welches man gleich einlösen kann. Die Tabletten kann man sich entweder per Post schicken lassen oder in der nächstgelegenen Filiale abholen.
Übrigens geht es hier längst nicht nur um Potenzpillen: Auch Reisemedikamente sind im Angebot sowie Verhütungsmittel und vieles mehr.
Ist das medizinisch bedenklich?
Oder gar moralisch verwerflich?
Unumstritten ist das Angebot nicht.
In Deutschland ist jede Art von Ferndiagnosen und Therapie durch Paragraph 7 der Musterberufsordnung für Ärzte grundsätzlich verboten. Allenfalls darf ein Arzt einem ihm persönlich bekannten Patienten telefonisch beraten.
Aber warum eigentlich?
Die von deutschen Ärzteverbänden immer wieder gebetsmühlenartig vorgebrachten Gegenargumente wirken seltsam antiquiert und sind eigentlich längst überholt.
Siehe auch:
p.s.: Herr Krause wird natürlich doch zum Arzt gehen. Er hat einen Urulogen gefunden, der weit weg am anderen Ende der Stadt praktiziert. Der Hausarzt wird von der ganzen Sache nichts erfahren. Und auch das ist wieder eine typische Eigenschaft des deutschen Gesundheitssystems…