Privatisierung im Gesundheitswesen: Fluch oder Segen?

Vor ein paar Tagen habe ich über den Tod eines Patienten im privatisierten Uni-Klinikum Marburg-Gießen berichtet. Hieraus entspann sich eine spannende Debatte über Fehlermanagement.
In der Diskussion über das Ereignis hört man oft bittere Kritik an der Privatwirtschaft im Gesundheitswesen.
Aber ist das wirklich die Wurzel allen Übels, wie oft behauptet wird?
Privatkliniken hat es immer schon gegeben. Privatklinik, das klang nach Exklusivität, nach Sanatorium für Reiche und Superreiche in den Schweizer Bergen, ein Hauch von Zauberberg eben.
Dann kamen die Achtziger Jahre und die Zeit der klammen Kassen im Gesundheitswesen. 1984 wurde erstmalig ein allgemeines Krankenhaus privatisiert: Die Kommune Hürth bei Köln verschenkte es an einen Klinik-Konzern gegen die Auflage, es in den nächsten 20 Jahren nicht stillzulegen. Möglicherweise eine kluge Entscheidung: Seither ist die Anzahl der Krankenhäuser drastisch gesunken. Und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Experten gehen davon aus, dass sich auch in nächster Zeit immer öfter die Frage stellen wird, ein kleines Haus entweder zu schließen oder zu privatisieren.
Und was passiert danach?
Zunächst einmal: Privatisierte Krankenhäuser funktionieren. Manch ein Krankenhaus fuhr unter öffentlicher Trägerschaft jährliche Verluste in zweistelliger Millionenhöhe ein, stand also kurz vor dem Ruin und kaum war es privatwirtschaftlich betrieben, da bescherte es seinem Betreiber hübsche Gewinne. Sogar die schärfsten Privatisierungskritiker bestreiten nicht, dass privat betriebene Kliniken wirtschaftlicher, rentabler und profitabler laufen.
Aber um welchen Preis?
Ist es wahr, dass Patienten durch „hemmugsloses Profitdenken“ verkauft und Angestellte wie Zitronen ausgepresst werden, weil man sich weder an Tarifverträge muss noch irgendwelchen ethischen Werten verpflichtet ist?
Eine vom Bundesverband deutscher Privatkliniken in Auftrag gegebene Studie behauptet das Gegenteil: Die öffentlichen Häuser seien den Privaten weder in der Versorgungsqualität noch bei der Personalzufriedenheit überlegen. Und sogar ein von der Gewerkschaft Ver.di 2005 in Auftrag gegebenes Gutachten kam zu keinem anderen Schluss.
Privatwirtschaftlich organisierte Kliniken sind mehr als öffentliche Krankenhäuser auf einen Guten Ruf angewiesen. Und in vielen privatisierten Kliniken können Ärzte sich sogar über höhere Gehälter freuen: Wenn sie mehr Leistung zeigen.

p.s.: Nein, es handelt sich hier nicht um einen bezahlten PR-Artikel eines privaten Klinikkonzerns sondern einfach um eine Gegenposition zu diesem Artikel – als Denkanstoss. Ein spannendes Thema übrigens.

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