Sibutramin und Herz-Kreislauf Erkrankungen

Nachdem die Europäischen Gesundheitsbehörden Sibutramin (Reductil®) europaweit vom Markt verbannt haben, hat das New England Journal of Medicine in der neusten Ausgabe die Studie veröffentlicht, die zu diesem (vorschnellen) Entscheid geführt hat. Es bleibt ein schaler Nachgeschmack.

Hintergrund
Übergewicht ist ein öffentliches Problem, weil die Behandlungskosten für die Folgeerkrankungen (Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, etc.) in den letzten Jahren explosionsartig in die Höhe geschossen  sind. Präventive Massnahmen sind daher ein wichtiges Instrument für die zukünftige Kostenkontrolle.

Sibutramin ist ein Wirkstoff, der über eine Verminderung der Nahrungsaufnahme und eine Steigerung der Verbrennung zu einer Gewichtsreduktion führen kann. Aufgrund der Nebenwirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem ist Sibutramin bei Patienten mit vorbestehender Herz-Kreislauferkrankungen nicht angezeigt.

Die Sibutramine Cardiovascular Outcomes (SCOUT) Studie untersuchte den Langzeiteffekt von Sibutramin auf die Häufigkeit von Herz-Kreislauferkrankungen bei Hochrisikopatienten.

Eine grosse Gruppe
Eine internationale Forschergruppe um Dr. W. Philip T. James von der London School of Hygiene and Tropical Medicine untersuchte dafür 10‘744 übergewichtige oder adipöse Personen, die alle mindestens 55 Jahre alt waren und entweder eine vorbestehende kardiovaskuläre Erkrankung, einen Typ 2 Diabetes oder beides hatten.

Die Analyse der beiden Gruppen (Placebo- und Sibutramin-Gruppe) umfasste die Zeit von der Randomisierung bis zum erstmaligen Auftreten einer kardiovaskulären Nebenwirkung.

Wenig überraschende Resultate
Die durchschnittliche Beobachtungszeit betrug 3.4 Jahre. Während dieser Zeit nahmen die Teilnehmer der Sibutramin-Gruppe insgesamt 4.3 kg ab und blieben stabil im Gewichtsverlust, während die Teilnehmer der Placebogruppe nach einem anfänglichen Gewichtsverlust eine leichte Gewichtszunahme erfuhren aber dennoch leicht unter dem Ausgangsgewicht blieben.

Die Patienten in der Sibutramin-Gruppe hatten eine um 16% erhöhte Inzidenz an kardiovaskulären Nebenwirkungen. Todesfälle wurden in keiner der beiden Gruppen registriert.

Schlussfolgerung
Aufgrund der Studiendaten lässt sich klar bestätigen, was bereits bekannt war: Sibutramin sollte nicht an Patienten mit einer vorbestehenden kardiovaskulären Erkrankung abgegeben werden. Das Medikament aber deswegen vom Markt zu nehmen, erscheint voreilig.

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