Telemedizin in Spelunkistan

Begeben wir uns wieder einmal nach Spelunkistan. Der gute Herr Krause ist nämlich letztens dorthin ausgewandert.
Seine Scheu davor, peinliche Dinge beim Arzt offenbaren zu müssen hat er inzwischen verloren. Erhobenen Kopfes berichtet er seinem neuen Hausarzt also von den Erektionsproblemen.
„Haben Sie schon einmal Medikamente genommen?“ fragt Dr. Kal-El.
Herr Krause nickt und nennt den uns allen wohlbekannten Namen seiner Tabletten (den ich hier mit Sorge um die Spamfilter der geneigten Leser hier nicht ausschreibe).
„Und gut vertragen?“
Herr Krause bejaht.
„Blutdruck in Ordnung, Herz und Kreislauf gesund, keine Allergien?“
Herr Krause nickt erneut. Dr. Kal-El stellt noch ein paar Fragen und unterschreibt dann das gewünschte Rezept.
„Beim nächsten Mal brauchen Sie nicht unbedingt in die Praxis zu kommen,“ sagt er noch bevor er Herrn Krause verabschiedet, „Eigentlich wäre es auch heute nicht notwendig gewesen!“
„Wirklich nicht?“
„Viele Patienten rufen einfach nur an.“
„Aber wenn Sie einen Patienten noch gar nicht kennen?“
„Wenn Sie wünschen, können Sie natürlich gerne in die Praxis kommen. Es ist aber nicht nötig.“
„Aber ich dachte, ohne vorherigen Arztbesuch gibt’s kein Rezept…“
„Bei uns Spelunkistan schon!“
„Ist das nicht gefährlich?“
„Warum?“
„Wenn Sie mich gar nicht kennen?“
„Ich frage Sie doch ausführlich nach Ihrer Vorgeschichte. Wenn mir da etwas auffallen würde, würde ich Sie schon bitten, hereinzukommen!“
„Aber so ganz ohne Untersuchung…?“
„Schauen Sie: Neunzig Prozent der notwendigen Informationen bekomme ich durch die Anamnese. Die kann ich auch telefonisch erheben. Wenn alles in Ordnung ist, interessiert mich noch Ihr Blutdruck. Den können Sie sich in der Apotheke messen lassen. Wenn er in Ordnung ist, kriegen Sie das Rezept.“
„Aber ich könnte Ihnen doch Wer Weiß was erzählen!“
„Warum sollten Sie mich beschummeln?“
„Um ein Rezept zu erschwindeln…“
„Wenn Sie wissen, dass Sie es nicht vertragen, sollten Sie es auch nicht nehmen. Wozu brauchen Sie dann ein Rezept? Damit schneiden Sie sich doch bloß ins eigene Fleisch!“
„Stehen Sie als Doktor dann nicht vor dem Kadi?“
„Nicht in Spelunkistan, Herr Krause. Hier sind die Gesetze anders. Mir reichen Ihre Angaben und die Dokumentation des Telefongespräches. Wenn Sie mich absichtlich anflunkern, bin ich nicht dafür nicht verantwortlich!“

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