Eine Leserin fragt:
Ich bin zwangsläufig häufig als Patientin in verschiedenen Praxen und Krankenhäusern unterwegs. Hierbei bin ich bisher davon ausgegangen, dass zwischen Ärzten und Schwestern stark abgegrenzte Hierarchien herrschen. Wenn ich aber Deine Beiträge in dem Blog lese, denke ich es ist eher ein paritätisches Miteinander zwischen den beiden Berufsgruppen. Wie verhält sich das denn nun in Deutschland?
Eine pauschale Antwort gibt es nicht. Das Verhältnis von Ärzten und Pflegepersonal ist von Krankenhaus zu Krankenhaus, und von Abteilung zu Abteilung unterschiedlich. Als Faustregel gilt vielleicht dass in größeren Häusern und Unikliniken ein eher lockerer Umgangston besteht, in Kleinstädten und in kirchlich geführten Häusern ist man hingegen eher formell. Im OP, in der Ambulanz, in der Notaufnahme und in der Intensivstation arbeiten Ärzte und Pflegepersonal viel enger zusammen als auf normalen Pflegestationen. Auf Intensivstationen und im OP tragen alle Angestellten die gleiche Funktionskleidung, hier ist oft auf den ersten Blick gar nicht erkennbar, wer Arzt und wer Pflegekraft ist.
Innerhalb der Ärzteschaft herrscht in den meisten Krankenhäusern immer noch ein starkes Hierarchiegefüge, auch wenn dies heutzutage nicht mehr so starr ist wie noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Assistenzärzte duzen sich in der Regel untereinander und duzen sich oft mit dem Pflegepersonal (manchmal auch mit den Auszubildenden). Oberärzte werden meistens gesiezt – von Assistenzärten und von Pflegepersonal. Den Oberarzt duzen dürfen oft nur diejenigen Assistenzärzte und diejenigen Schwestern und Pfleger, welche den Kollegen schon kannten, als er noch Assistenzarzt war. Der Chefarzt wird meistens gesiezt.
Nicht selten ist übrigens das „asymmetrische Du“ – eine Praxis, die aber eigentlich sehr unhöflich ist.