Bestimmte B-Vitamine können gegen neurologische Krankheiten eingesetzt werden. Jetzt hat eine Englische Studie erstmals gezeigt, dass sie auch die Hirnatrophie bei älteren Personen mit einer milden Form von Demenz deutlich verlangsamen können.
Gewisse B-Vitamine, wie Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 greifen stark in den Homocystein-Stoffwechsel ein und können so den Homocystein-Spiegel im Blut senken. Das ist wichtig, weil Homocystein, ein natürliches Abbauprodukt aus dem Methionin-Stoffwechsel, mit verschiedenen Krankheiten assoziiert wird. So korrelieren hohe Blutspiegel an Homocystein beispielsweise mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko.
Dr. A. David Smith und sein Team von der Universität Oxford nahmen dies zum Anlass, um herauszufinden, ob eine regelmässige Supplementierung mit Vitamin B über eine Senkung des Homocystein-Spiegels auch zu einer Verminderung der Hirnschrumpfung oder –atrophie, wie sie bei milden Formen von Demenz, aber auch bei Alzheimer beobachtet wird, führen würde.
Dafür beobachtete das Team vom Oxford Project to Investigate Memory and Ageing (OPTIMA) insgesamt 168 freiwillige Studienteilnehmer, die alle über 70 Jahre alt waren und an einer milden Form von Gedächtnisproblemen litten. Die hälfte der Versuchspersonen bekamen über einen Zeitraum von 2 Jahren ein hochdosiertes B-Vitamin Präparat, während die Kontrollgruppe ein Placebo schluckte. Die Forscher dokumentierten den Hirnschrumpfungsprozess anhand von MR-Bildern, die sie während der Versuchsperiode regelmässig anfertigten.
Smith und Mitarbeiter fanden, dass das Gehirn der Studienteilnehmer, die regelmässig hohe Dosen an Vitamin B6, B12 und Folsäure zu sich nahmen, im Durchschnitt um 0.76% pro Jahr schrumpfte, während das Gehirnvolumen der Freiwilligen in der Kontrollgruppe, die das Placebo erhielten, um 1.08% zurück ging. Die Personen, die zu Beginn der Studie die höchsten Spiegel an Homocystein hatten, profitierten am meisten von der Vitamin-B Supplementation und zeigten Atrophie-Raten, die gerade noch die Hälfte derjenigen waren, wie sie in der Kontrollgruppe beobachtet werden konnten.
Gleichzeitig mit der Hirnschrumpfung dokumentierten die Forscher auch Veränderung in standardisierten Kognitivitäts-Tests. Wenig überraschend fanden sie einen starken Zusammenhang zwischen Atrophie-Rate und Testresultat, wobei die besten Resultate bei den Studienteilnehmern mit der kleinsten Atrophie-Rate gefunden wurden.
Da die Gehirn-Atrophie bei denjenigen, die später Alzheimer entwickeln, am schnellsten voranschreitet, wäre es eine Möglichkeit, diese Gruppe mit B-Vitaminen zu behandeln um somit die Häufigkeit der Alzheimer-Demenz zu senken. Dazu braucht es aber weitere Studien.
In Europa leben ca. 14 Millionen Personen mit einer milden Form von Gedächtnisstörungen. Davon entwickeln rund die Hälfte im Laufe von 5 Jahren nach Diagnose eine Demenz, hauptsächlich vom Alzheimer Typ.