Woran merkt man, dass man Kassenpatient ist?

“Dass wir in deutschen Landen eine 2-Klassen-Medizin haben ist kein Diskussionspunkt, sondern Fakt”. So sieht es zumindest Joachim Mohr, der die beliebte Spiegel-Online-Kolumne Mohrs Herzschlag betreibt. Er weiß Bescheid, denn er ist schwer herzkrank und befand sich Zeit seines Lebens in medizinischer Behandlung (siehe: Buchbesprechung – Das Loch in meinem Herzen). Er bringt es einfach treffend auf den Punkt: In Notfällen ist jeder Patient gleich und wird adäquat und zeitnah behandelt. Hat man allerdings eine weniger akute Erkrankung oder benötigt Spezialisten oder/und Chefärzte sieht die Sache schon anders aus. Genauso würde ich das auch unterschreiben.

Da ich nunmal alles satirisch aufarbeiten muss, gibts jetzt für alle Kassenpatienten eine Checkliste (für den Hausarzt), anhand derer Sie sofort feststellen können, dass sie tatsächlich einer sind.

  • Ihr Hausarzt begrüßt sie beim ersten und zweiten Sprechstundentermin innerhalb eines Quartals freundlich und zuvorkommend. Beim dritten Mal sind Sie nur noch Luft für ihn, sollten Sie es wagen ein viertes, fünftes oder gar 38.Mal aufzukreuzen sinkt die Laune entsprechend nochmals negativ proportional. (Erklärung: Der Medizinmann erhält eine Pauschale für maximal zwei Sitzungen)
  • Sie fordern einen Hausbesuch an. Die Laune ihres Allgemeinarztes strebt gegen Null und er berichtet über sein extrem wichtiges Golfturnier heute nachmittag, dass er auf keinen Fall verpassen dürfe. (Erklärung: Die Bezahlung für einen Hausbesuch deckt in etwa das Benzingeld ab)
  • Das Quartal neigt sich dem Ende zu, doch Sie benötigen noch dringend ihre Massagen mit Fango (oder auch Lindenblüten-Stutenmilch-Thermalbäder) für ihr Kreuz. Hausarzt und Orthopäde sind zu diesem Zeitpunkt allerdings akut heilmittel-regressgefährdet und schieben sich die Bälle (Patienten) hin und her. (Erklärung: Verschreibt ein Druide zu viel Physiotherapie haftet er mit seinem eigenen Vermögen für Budgetüberschreitungen)
  • Sie bekommen in der Pillenbude (Apotheke) jedes Quartal neue Tabletten samt edler Verpackungen und auch noch mit anderen Namen? Dabei wollen Sie doch ihrem altbekannten Präparat treubleiben. Wer soll da noch durchblicken? Ihr Hausarzt behauptet aber steif und fest, er verschreibe Ihnen jedes Mal das Gleiche. Stimmt ja auch! Aber durch die sogenannten Rabattverträge bekommen Sie eben ständig Ihre Tablettis von anderen Firmen. (Erklärung: Gibt es keine, denn aufgrund dieser Tatsache wird die fachgerechte Einnahme garantiert verhindert)
  • Sie betreten die Praxis und es wird ein roter Teppich ausgerollt. Sie fühlen sich wie ein Star und bekommen von der Arzhelferin ein Glas Sekt (oder Wasser) gereicht. 10 Euro sind Geschichte. Sie kommen sofort ohne Wartezeit dran. Ihr Hausarzt lauscht Ihren stundenlangen Geschichten und verschreibt Ihnen alles, was Sie nur wollen … (Erklärung: Okay, es war nur ein Traum. Aber wäre das denn wirklich erstrebenswert?)

Artikel von: Monsterdoc

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